Geld allein macht vielleicht nicht glücklich. Doch Menschen ohne finanzielle Sorgen sind deutlich leistungsfähiger, zeigen neue Studien. So stiftet ein finanzielles Wellness-Programm vom Arbeitgeber gleich doppelten Nutzen.

Seit einiger Zeit geht unter Personalern das Schlagwort von der „Financial Wellness“ um. Dahinter steckt der Gedanke, den Angestellten ein Paket zu schnüren, das die finanzielle Lage über das Grundgehalt hinaus an vielen Ecken verbessern kann: Dazu können neben der betrieblichen Altersvorsorge beispielsweise Zeitwertkonten gehören, die flexible Auszeiten ermöglichen und den Vorruhestand erleichtern. Oder betriebliche Krankenzusatz- und Berufsunfähigkeitsversicherungen. Auch vermögenswirksame Leistungen, die als Zuschuss etwa in einen Sparplan fließen, können eine interessante Ergänzung zum finanziellen Gesamtpaket sein. Oder auch günstige Depotangebote für eine effiziente private Vorsorge. 

Tatsächlich passt die Bezeichnung „finanzielles Wellness-Programm“ für solche freiwilligen Zusatzleistungen besonders gut. Denn es geht dabei eben nicht nur um Finanzen, sondern auch um die körperliche und seelische Gesundheit der Mitarbeitenden. 

Denn neue Studien belegen so eindeutig wie nie den engen Zusammenhang zwischen der finanziellen Lage, dem Stresslevel und der Leistungsfähigkeit im Job: 

Erkenntnis 1: Geldsorgen machen krank

Forschende der berühmten Londoner Universitäten Kings College und UCL (University College of London) haben vor wenigen Wochen die Ergebnisse einer Untersuchung über den Stresslevel von 5000 Brit:innen veröffentlicht¹. Zentrale Erkenntnis dieser Studie: Wer über längere Zeit Stress empfindet, ist im Alter gesundheitlich deutlich stärker gefährdet. Das lässt sich an bestimmten Biomarkern im Blut nachweisen, die bei psychisch belasteten Menschen ein um 60 Prozent höheres Risiko für stressbedingte Erkrankungen anzeigen. Und die entscheidende Erkenntnis ist, dass der Faktor, der das Krankheitsrisiko am drastischsten erhöht, finanzieller Druck ist. Geldsorgen sollen laut Studie den Körper sogar noch mehr belasten als der Tod naher Angehöriger oder eine lange Krankheit. 

Erkenntnis 2: Die finanziellen Ängste wachsen

Die Sorgen vor Wohlstandsverlust sind groß wie selten zuvor und überragen inzwischen viele andere Sorgen. Das zeigt beispielsweise die Gen-Z-und-Millennial-Umfrage von Deloitte², die gerade im dreizehnten Jahr erschienen ist: Die befragten 19- bis 39-Jährigen aus 44 Ländern bezeichneten steigende Lebenshaltungskosten als ihre derzeit größte Angst – noch weit vor den Sorgen über  den Klimawandel. Und ein Drittel der jungen Menschen fühlt sich finanziell unsicher. 

Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten und teurem Wohnraum beschäftigt auch die Deutschen in diesen Tagen mehr als alles andere. Im Deutschlandtrend der ARD³ zum Jahreswechsel 2023/24 gingen 41 Prozent der Befragten davon aus, dass sich ihre wirtschaftliche Situation im laufenden Jahr verschlechtert. Viele weitere Studien bestätigen diesen Befund sowie die wachsende Sorge vor Altersarmut⁴.

Erkenntnis 3: Sicherheit macht produktiver

Während jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass Probleme mit dem Geld nicht nur Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Magenbeschwerden auslösen, sondern auch die Arbeitsleistung massiv schmälern können, ist inzwischen auch der gegenteilige Effekt belegt: Finanzielles Wohlergehen kann offensichtlich eine signifikant positive Auswirkung auf die Mitarbeiterproduktivität haben und zugleich die Zufriedenheit mit dem Job erhöhen. Daran hatte zuletzt unter anderem ein indisches Forschungsteam⁵ gearbeitet. 

Auch die „Employee Financial Wellness Survey“⁶ der Unternehmensberatung PwC aus den USA zeigt einen starken Zusammenhang zwischen dem Engagement der Beschäftigten in ihrem Unternehmen und ihrem finanziellen Stresslevel. Menschen ohne Geldsorgen fühlen sich demnach signifikant wohler bei ihrer Arbeit, sie sind energiegeladener, sprechen im Privaten besser über den Arbeitgeber und sind weitaus häufiger stolz auf ihre Arbeit. Zugleich wünschen sich drei Viertel (74 Prozent) der Befragten mehr Unterstützung in finanziellen Fragen. Denn weit über die Hälfte (57 Prozent) fühlen sich finanziell gestresst. 

Fazit

Im ersten Moment mag sich „finanzielle Wellness“ nach einem hübschen, letztlich aber nicht zwingenden Wohlfühlfaktor anhören. Doch wer die neuesten Fakten über den Zusammenhang von Geldsorgen, Gesundheit und Leistungsfähigkeit im Job kennt, der ahnt: Betriebliche Angebote zur finanziellen Vorsorge bieten einen echten Mehrwert nicht nur für die Beschäftigten, sondern auch für Arbeitgeber. In Zeiten des Fachkräftemangels kommt es mehr denn je auf solche Win-Win-Angebote im Job an, zumal das Interesse an Unterstützung in Geldfragen in der Gesellschaft groß ist. Höchste Zeit, sich um die finanzielle Gesundheit der Belegschaft zu bemühen.   

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Kapitalmarktstratege Fidelity International