Der Krieg in der Ukraine hat die Energieabhängigkeit von Russland in den Fokus der Außenpolitik des Westens gerückt. Die Energiewende könnte sich dadurch erheblich beschleunigen. Und Anleger können durch klimafreundliche Investments dabei mithelfen.
In den vergangenen Jahren sind Investments in Energiekonzerne für viele Anleger zum roten Tuch geworden. Grund waren nicht nur moralische Bedenken, sondern auch die ambitionierten Ziele der Industrienationen, auf erneuerbare Energien umzusteigen. Seit Kriegsbeginn haussiert nun ausgerechnet der Markt für fossile Rohstoffe. Die Umsätze der Öl- und Gasindustrie haben sich vervielfacht. Mit den explodierenden Preisen am Energiemarkt feiern auch Öl-Aktien ein Comeback, während sich in der westlichen Welt Krisenstimmung breitmacht. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos warb Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck folgerichtig dafür, dass sich die großen ölexportierenden Staaten auf einen gemeinsamen Preisdeckel für Öl einigen sollten – und darauf, die Energiewende noch schneller umzusetzen.
Bei der Preisrally am globalen Öl-Markt handelt es sich damit höchstwahrscheinlich nur um ein vorübergehendes Phänomen. Mittelfristig bleiben jene strukturellen Treiber, die sich weg vom Öl und hin zu den Erneuerbaren bewegen, nicht nur intakt, sie erhalten gar eine zusätzliche Dimension. Seit Kriegsbeginn ist die Energiewende in Deutschland nämlich nicht mehr nur ein klimapolitisches Projekt, sondern zudem auch eine Frage der nationalen Sicherheit: Grüne Investoren tragen neuerdings Flecktarn.
Gute Nachricht für die Energiewende – und für grüne Anleger
Die Ukraine-Krise zeigt: Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen gefährdet nicht nur den Planeten, sondern auch die demokratischen Werte des Westens. Wer keine eigenen Energierohstoffe besitzt, macht sich abhängig von Autokraten und erpressbar. Effektive Sanktionen wie ein Öl-Embargo gegen Russland scheiterten zuletzt bereits an der Bereitschaft mehrerer EU-Staaten – wie etwa Ungarn oder die Slowakei –, die um die eigene Versorgungssicherheit fürchten.
Deutschland wiederum arbeitet seit Kriegsbeginn unter Hochdruck daran, Abhängigkeiten zu reduzieren. Um Energie autark zu erwirtschaften, müssen Energiequellen genutzt werden, die auch hierzulande verfügbar sind – zum Beispiel Sonne, Wind und Wasserkraft. Finanzminister Christian Lindner kündigte bereits an, er wolle zum beschleunigten Ausbau der sogenannten „Freiheitsenergien“ beitragen. Statt wie bisher dem Zeitplan des europäischen Green Deals zu folgen und die Energiewende bis 2050 zu vollenden, will die Ampel-Regierung den deutschen Strom nun bereits im Jahr 2035 ausschließlich aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Dazu müssen die Kapazitäten von Windkraft an Land verdoppelt, die der Fotovoltaik sogar vervierfacht werden.
Entsprechend hoch dürften die Investitionen in diesen Sektor ausfallen – und die Gewinne der Konzerne, die im Markt aktiv sind. Die ungewohnte sicherheitspolitische Unterstützung ruft Anleger dazu auf, die westliche Freiheit mit ihren Investitionsentscheidungen zu verteidigen – und gleichzeitig das Weltklima zu retten. Nachdem drei Monate in Folge Kapital von insgesamt 1,9 Milliarden US-Dollar aus Fonds für erneuerbare Energien abgezogen wurde, deutet sich bereits ein erster Umschwung an: Nach Angaben von Morningstar Direct verzeichneten Themenfonds im Bereich Energiewende allein seit März einen Zufluss von rund 642 Millionen US-Dollar.
Fazit
Auch wenn die Bundesregierung die sicherheitspolitische Zeitenwende eingeläutet und damit die Prioritäten der Politik zumindest kurzfristig verschoben hat, ist das keine Abkehr von den Klimaschutzzielen im Koalitionsvertrag. Mittelfristig werden Klimaschutz und innere Sicherheit vielmehr zusammenrücken – und eine Einheit bilden. Das bietet in turbulenten Zeiten auch neue Anlagechancen.
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