Mit hohen Zöllen auf Importe will der künftige US-Präsident Donald Trump die Konkurrenz aus China ausbremsen. Doch wird er dem Rivalen so langfristig kaum schaden können. Im Gegenteil: Höhere Zölle machen China womöglich sogar widerstandsfähiger.
Der künftige US-Präsident Donald Trump hat im Wahlkampf immer wieder mit hohen Strafzöllen auf Importe aus China gedroht. Auf mindestens 60 Prozent, so jedenfalls seine Ankündigungen im Wahlkampf, will er die Zollschranke für chinesische Einfuhren anheben – und zwar pauschal für alle Güter.¹ Das ist noch einmal eine deutliche Steigerung gegenüber den 25 Prozent, die er während seiner ersten Amtszeit verhängen ließ, zumal damals auch nur bestimmte Produkte davon betroffen waren. Mit mehr als der doppelten Wucht versucht Trump nun also, China auf dem Weltmarkt zu schwächen. Doch die Erfahrung lehrt: Selbst wenn neue Zölle China zunächst Wachstum kosten dürften, wird es Trump damit kaum gelingen, das Regime dauerhaft klein zu halten. Gleich drei Gründe sprechen dagegen:
Erstens: Chinesische Unternehmen haben bereits während der ersten Trump-Präsidentschaft gezeigt, dass sie in der Lage sind, die Auswirkungen von Handelshemmnissen auf ihre Gewinne zu begrenzen. Unsere Analystinnen und Analysten haben im aktuellen Jahresausblick für 2025 bereits darauf hingewiesen, dass China trotz einiger wirtschaftlicher Probleme im eigenen Land auch diesmal flexibel auf deutlich höhere US-Strafzölle reagieren kann. Dabei könnten auch Wechselkursanpassungen helfen. Denn der chinesische Yuan würde voraussichtlich durch höhere Zölle gegenüber dem US-Dollar abwerten. Und dann werden chinesische Waren für US-Abnehmer wieder etwas billiger, sodass ein Teil der Strafzölle dadurch kompensiert wird. Das hat es in der Vergangenheit bereits gegeben.
Zweitens: Die Bedeutung der USA für den chinesischen Außenhandel hat in den vergangenen Jahren abgenommen. Lag der US-Anteil an chinesischen Exporten im Jahr 2017 noch bei 19 Prozent², waren es im Jahr 2023 nur noch 15 Prozent³. Zwar sind die USA noch immer Chinas wichtigster Absatzmarkt – zugleich hätten Trumps Strafzölle aber nur einen geringen Effekt auf Chinas Exportstärke, wie auch eine aktuelle Studie des ifo Instituts zeigt. Selbst wenn Strafzölle Chinas Exporte in die USA um bis zu 78 Prozent reduzieren könnten, wie die Ifo-Berechnungen zeigen, würde das die weltweiten Ausfuhren Chinas lediglich um 7 Prozent dämpfen. Eine Lücke, die sich voraussichtlich durch andere Handelspartner schließen⁴ ließe.
Denn es gilt drittens: Den USA ist es zuletzt kaum gelungen, Importe aus China in den Binnenmarkt durch Zölle wirksam zu unterbinden. Der Grund: Viele Waren gelangen über Umwege in die Staaten, wie ein Blick auf die Verschiebungen in der US-Importlandschaft zeigt. So ging der Anteil Chinas an den direkten Einfuhren in die Staaten zwischen 2017 und 2023 um rund sechs Prozentpunkte zurück. Dafür stiegen im gleichen Zeitraum aber die Importanteile unter anderem von Vietnam (+1,9 Prozentpunkte), Taiwan (+1 Prozentpunkt), Mexiko (+0,7 Prozentpunkte) und Südkorea (+0,5 Prozentpunkte)⁵. Und all das sind Länder, die ihrerseits häufig Vorprodukte aus China beziehen. Gegen den indirekten Import chinesischer Waren in die USA helfen keine Zollschranken. Auch sonst besteht für die Vereinigten Staaten derzeit keine Möglichkeit, zu erfassen, wie viele chinesische Bauteile in den importierten Endprodukten stecken.
Fazit
Die von Trump angedrohten Strafzölle gegen China könnten das Wachstum des großen Rivalen kurzfristig bremsen. Langfristig lässt sich die Exportnation Nummer eins damit aber kaum in die Schranken weisen. Denn Chinas Unternehmen stellen sich auf Handelsbeschränkungen und Zollschranken ein, etwa indem sie auf andere Staaten ausweichen. Trumps Strafzölle führen damit zu einer weiteren Verlagerung der chinesischen Handelsströme. Letztlich tragen die USA so dazu bei, dass sich China im Außenhandel noch weiter diversifiziert und neue Märkte erschließt.
Quellen:
¹ https://www.cnbc.com/2024/02/04/trump-floats-more-than-60percent-tariffs-on-chinese-imports.html
² https://wits.worldbank.org/CountryProfile/en/Country/CHN/Year/2017/TradeFlow/Export
³ https://tradingeconomics.com/china/exports-by-country
⁴ https://www.ifo.de/pressemitteilung/2024-10-08/ifo-institut-econpol-europe-trump-zoelle-koennten-kanada-und-mexiko
⁵ https://wits.worldbank.org/CountryProfile/en/Country/USA/Year/2017/TradeFlow/Import
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