Der Schuldenberg der USA wächst rasant, die neue Regierung muss die Lage unter Kontrolle bringen. Ansonsten könnte es nicht nur zu einer Schuldenkrise, sondern auch zu einer Vertrauenskrise kommen.
Die USA haben gewählt. Am 20. Januar 2025 wird Donald Trump als neuer Präsident vereidigt. Auf der neuen Regierung lastet ein schweres Erbe: ein Schuldenberg von über 35 Billionen US-Dollar¹. Das ist weit mehr als das jährliche Bruttoinlandsprodukt der weltgrößten Volkswirtschaft. Und fast doppelt so viel wie vor einem Jahrzehnt². Schon der scheidende Präsident Joe Biden hatte mit der wachsenden Schuldenlast zu kämpfen. Erst nach monatelangem Ringen im Kongress wurde die Schuldenobergrenze erneut angehoben³, um die Zahlungsunfähigkeit abzuwenden – ein Kompromiss, der sich inzwischen regelmäßig in letzter Minute wiederholt. Und der immer wieder für Verunsicherung sorgt.
Die Erwartungen an die neue Regierung könnten also lauten: Ein strafferer Staatshaushalt und mehr finanzielle Disziplin, um die Lage zu stabilisieren. Doch für eine Kehrtwende in der Schuldenproblematik fehlt in beiden Lagern der politische Wille. Im Gegenteil: Der Washingtoner Think Tank Committee for a Responsible Federal Budget geht davon aus, dass die USA auch in den kommenden Jahren massiv neue Schulden aufnehmen werden⁴, wenn die neue Regierung ihren angekündigten politischen Fahrplan umsetzt. Und zwar unabhängig davon, ob Demokraten oder Republikaner das Sagen haben. Denn eine Rückkehr zur Sparsamkeit findet sich in keinem der Wahlprogramme.
Wann wird es kritisch?
Angesichts der wachsenden Schuldenlast drängt sich die Frage auf: Wann wird aus der Schuldenproblematik eine große Krise? Vertreter der Modern Monetary Theory (MMT) würden sagen: niemals. Denn laut dieser in den USA populären Denkschule können Staaten mit ausschließlich eigener Währung nicht bankrott gehen, worüber ich im Fidelity Podcast mit dem Ökonomen Dirk Ehnts gesprochen habe.
Aber auch das Congressional Budget Office (CBO) sieht keinen festen Schwellenwert⁵, der automatisch einen Notstand auslösen könnte. Auch die gesetzlich festgelegte Schuldenobergrenze ist praktisch irrelevant: Denn sie wird regelmäßig angehoben, wenn die Kassen wieder einmal leer sind. Nur dauerhaft hohe Zinssätze könnten den USA zum Verhängnis werden, vor allem dann, wenn zugleich das Wirtschaftswachstum nachlässt. Denn dann würden die Zinskosten den Haushalt überproportional belasten – besonders, wenn die Steuereinnahmen sinken und das Haushaltsdefizit weiter steigt.
Wann genau der kritische Punkt erreicht ist, ist schwer abzuschätzen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass dies bei einer Schuldenquote von 160 bis 183 Prozent⁶ des Bruttoinlandsprodukts der Fall sein könnte. Derzeit sind die USA mit rund 125 Prozent⁷ noch weit von diesem Niveau entfernt. Aber auch Japan, das eine Staatsverschuldung von über 250 Prozent⁸ mit sich herumschleppt, ist noch nicht handlungsunfähig. Zur Not druckt man eben sein eigenes Geld nach.
Statt einer Schuldenkrise droht den USA vor allem eine Vertrauenskrise, wenn die Schulden weiter so schnell wachsen wie zuletzt. Ein erstes Warnsignal gab es bereits 2023: Damals stufte die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit der USA herab⁹. Ein Vertrauensverlust der Anlegerinnen und Anleger hätte zudem weitreichende Folgen für den US-Dollar und die US-Staatsanleihen, die aktuell noch als sicherer Hafen in den meisten Rentenportfolios gelten. Würde das Vertrauen in die Stabilität der US-Finanzen schwinden, könnte die Nachfrage nach beiden deutlich zurückgehen, die Risikoaufschläge würden steigen und die Verschuldung käme die USA noch teurer zu stehen.
Sollten Investorinnen und Investoren beginnen, ihre Dollarreserven abzubauen und verstärkt in andere Währungen zu investieren, würde auch der Dollarkurs unter Druck geraten. Um größere Kapitalabflüsse zu verhindern, müssten die USA dann die Zinsen weiter anheben. Höhere Zinsen würden die Schuldenlast weiter anwachsen lassen und das Vertrauen in die USA zusätzlich schwächen. Dieser gefährliche Kreislauf könnte auf lange Sicht die Stabilität der Finanzmärkte weltweit erschüttern.
Fazit
Die neue Regierung wird sich dem Schuldenproblem stellen müssen. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um das Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität der USA. Ohne politische Entschlossenheit könnte das bewährte Modell des Wachstums durch expansive Fiskalpolitik an seine Grenzen stoßen. Trotz des Gelddruckprivilegs der US-Notenbank.
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