Die Stärke des US-Dollars hatte der globalen Wirtschaft zuletzt zugesetzt. Nachdem die US-Notenbank bei der Zinspolitik auf die Bremse tritt, könnte der Dollar-Rally nun aber die Puste ausgehen.
Der Kampf gegen die Inflation erfordert ein konsequentes Durchgreifen. Zu dieser Einsicht kam die US-Notenbank im vergangenen Jahr noch schneller als die Währungshüter aus Europa. Schon im März 2022 leitete die Federal Reserve eine radikale Zinswende ein und war damit ihren Kollegen von der EZB das ganze Jahr über einen Zinsschritt voraus. Das Zinsgefälle führte auch zu einer starken Aufwertung des US-Dollars, der gegen Jahresende den höchsten Stand seit dem Jahr 2000 erreichte.
Eine derart starke US-Dollar-Dominanz kann für die Weltwirtschaft zum Problem werden. Immerhin wird fast die Hälfte des globalen Handels in US-Dollar abgewickelt – ungünstige nominale Wechselkurse verteuern dadurch US-Waren und belasten internationale Unternehmen, die auf US-Produkte oder -Zwischenprodukte angewiesen sind.
Darüber hinaus werden durch einen starken US-Dollar Kredite, die in der Leitwährung aufgenommen wurden, entsprechend teurer Für viele Schwellenländer ist diese Situation gleich doppelt heikel. Sie müssen nicht nur eine erhöhte Schuldenlast stemmen, sondern auch noch höhere Risikoprämien in Kauf nehmen, um am Kapitalmarkt weiterhin Kreditgeber zu finden.
Für die USA ist die starke heimische Währung ein zweischneidiges Schwert. Einerseits lockt sie ausländische Investoren an, die Kapital im sicheren Hafen unterbringen wollen, andererseits aber geraten die US-Unternehmen unter Druck, die ihre Erträge vor allem außerhalb des Landes erwirtschaften.
Die globale Wirtschaftsentwicklung in diesem Jahr hängt daher auch stark davon ab, wie es mit dem US-Dollar weitergeht. Zu diesem Ergebnis kamen unsere Analysten schon im Fidelity-Jahresausblick.
Doppelter Wendepunkt
Nun deutet einiges darauf hin, dass sich das Blatt bald wenden und der Höhenflug des US-Dollars enden könnte. Fed-Chef Jerome Powell hat seinem Straffungskurs nämlich zuletzt Zügel angelegt. Zur Erleichterung vieler Anleger hoben die Währungshüter den Leitzins in ihrer Dezembersitzung nur noch um 50 Basispunkte an – auch weil die Bekämpfung der Inflation funktioniert: Nachdem der Preisauftrieb zum sechsten Mal in Folge abnahm und sich nun auf einem Niveau von 6,5 Prozent¹ bewegt, stellen sich viele Marktakteure auf eine weitere Entschleunigung ein.
Kombiniert mit Daten, die auf eine schwächelnde US-Wirtschaft hindeuten, erlebte die US-Währung zum Jahresstart denn auch den ersten Belastungstest: Der US-Dollar büßte zuletzt gegenüber anderen Währungen wie dem Euro, dem britischen Pfund oder dem australischen Dollar an Wert ein.
Fazit
Entwicklungen am Währungsmarkt lassen sich nur schwer vorhersagen ¬– so ist durchaus denkbar, dass der US-Dollar nach einer Schwächeperiode wieder an Wert gewinnt. Aktuell gibt es jedoch gute Gründe, die gegen einen noch stärkeren US-Dollar sprechen. Für die Weltwirtschaft, insbesondere die Schwellenländer, wären das gute Nachrichten – für die USA wiederum ein Anzeichen, dass die Notenbankpolitik funktioniert. Auf der anderen Seite deutet eine US-Dollar-Korrektur aber auch auf eine bröckelnde US-Wirtschaft hin. Die Lage bleibt kompliziert.
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