Die Konzentration von Treibhausgasen in der Luft steigt Jahr für Jahr. Selbst der Wirtschaftsabschwung durch die Pandemie konnte den CO2-Ausstoß nicht entscheidend vermindern.
Im Gegenteil: Laut einem Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) nahm die Menge an klimaschädlichen Emissionen in der Luft auch im Corona-Jahr 2020 zu. Der Kohlenstoffdioxid-Wert erreichte ein neues Rekordniveau. Der Anstieg war noch stärker als im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2020.1
Machen wir uns nichts vor: Die Welt ist und bleibt bis auf Weiteres abhängig von fossilen Energiequellen wie Öl, Kohle und Gas. Es bringt deshalb wenig und ist sogar gefährlich, sich in der klimapolitischen Debatte allein auf die Vermeidung von Treibhausgasen zu konzentrieren. Um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, muss es uns gelingen, die bereits ausgestoßenen Treibhausgase zumindest teilweise wieder aus der Atmosphäre zu entfernen. Dieses Engagement ist gewissermaßen der missing link, das fehlende Puzzlestück beim Übergang zu einer Zeit der CO2-neutralen Energieversorgung. Regierungen und Unternehmen sollten die Anstrengungen daher forcieren.
CO2 als Industrierohstoff
Glücklicherweise haben sich die ersten Konzerne neben der Vermeidung von Emissionen auch das sogenannte Carbon Capture auf die Fahnen geschrieben — also das Abfangen des klimaschädlichen Gases mit anschließender Sicherheitsverwahrung in CO2-Speichern. Einer der Vorreiter auf diesem Gebiet ist der norwegische Energiekonzern Equinor. Er hat ein Verfahren entwickelt, um das bei der Förderung freigesetzte CO2 mit hohem Druck tief in die Erde zu pressen und in leeren Erdöl-Lagerstätten beispielsweise unter der Nordsee einzulagern. Eine Millionen Tonnen CO2 wandern so im Jahr in den Meeresboden, wo sie der Atmosphäre nicht weiter schaden.2
Andere Lösungsvorschläge zielen darauf ab, CO2 als Rohstoff zu nutzen. So forscht das Unternehmen HeidelbergCement gemeinsam mit anderen Zementherstellern und dem Stuttgarter Flughafen an Verfahren, mit denen sich aus Kohlenstoffdioxid synthetisches Kerosin erzeugen lässt. Das britische Startup Deep Branch Biotechnology arbeitet derweil von Nottingham aus daran, große Mengen CO2 mithilfe von Bakterien zu Fischfutter zu verarbeiten.
Die Beispiele lassen hoffen, dass die Staatengemeinschaft die Verpflichtungen des Pariser Klimaabkommens doch noch rechtzeitig erfüllen könnte. Die Entwicklung der Verfahren ist allerdings teuer — und noch ist es für Unternehmen deutlich günstiger, CO2 zu emittieren als es zu speichern, weiterzuverarbeiten oder anders klima-unschädlich zu machen. Damit sich die Entwicklung neuer und effizienterer Technologien für die Industrie rechnet, braucht es entweder Förderungen und Subventionen — oder ein deutlich höheres Strafgeld für den Ausstoß von CO2.
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