Bei der Fondsauswahl geht ein bisschen zu wie bei der Suche nach einem neuen Fernseher: Man streift durch die Geschäfte, betrachtet erst einmal Modelle der verschiedenen Hersteller von allen Seiten, hat schließlich aus der Masse drei Geräte identifiziert, die einen überzeugen – zumindest auf den ersten Blick. Und nun?
Wer sein Geld in Investmentfonds anlegen möchte, entscheidet ebenfalls oft zuerst nach äußeren Kriterien: In welche Anlageklassen investiert der Fonds? Welcher Strategie folgt der Manager? Schaffen es dann ein paar Angebote in die engere Auswahl, steht dieselbe Frage an wie im Elektronikmarkt: Und nun?
Die Antwort: Um die Top-Produkte von den mittelmäßigen Angeboten zu unterscheiden, greifen Sparer wie Käufer eines Fernsehers am besten zu Datenblättern. Dort finden sie in Zahlen gegossen all die Informationen, die sie zur Entscheidungsfindung noch brauchen: Beim Fernseher sind das zum Beispiel Angaben über den Energieverbrauch, das Gewicht oder Anschlüsse. Bei Fonds zählen vor allem die Kosten und die Leistung.
Kenngrößen wie der Nettoinventarwert oder die Gesamtkostenquote liefern wertvolle Hinweise dazu, wie sich ein Produkt im Vergleich zur Konkurrenz und zum Gesamtmarkt schlägt, wo Risiken liegen und ob ein Produkt preiswert oder teuer ist. Die wichtigsten Zahlen finden Sparer entweder auf der Webseite der Fondsgesellschaft, in den kompakten Produktinformationsblättern oder in Fondsdatenbanken. Im Fidelity Fondsfinder (LINK) können Anleger sogar explizit nach einzelnen Kennzahlen und Kriterien filtern. Die wichtigsten Angaben im Überblick:
Der Nettoinventarwert (NAV): Die finanzielle Inhaltsangabe.
Investmentfonds sind ein Korb voller Wertpapiere. Erwirbt man Fondsanteil, legt man neues Geld in diesen Korb. Das Fondsmanagement investiert es am Kapitalmarkt. Der Nettoinventarwert (auf Englisch: Net Asset Value, kurz NAV) ist der Preis aller Wertpapiere, die im Korb liegen, bezogen auf einen Fondsanteil, abzüglich der Kosten für den Fonds. Der Fondanteil ist dabei letztlich eine reine Rechengröße, die nichts weiter zu bedeuten hat. Als Sparer kann man nämlich beliebig viel Geld in einen Fonds investieren, muss keineswegs ganze Anteile kaufen. Ein Beispiel: Liegt der NAV eines Fonds bei 400 Euro, und man legt 50 Euro in den Fonds an, bekommt man dafür 50/400=0,125 Anteile - also sozusagen einen Achtel Fonds. Sparer können am NAV also ablesen, wie viel ihre Anteile gerade wert sind. Steigt beispielsweise der Kurs der Aktien im Korb, steigt auch der NAV.
Achtung: Bei börsengehandelten Fonds wie den sogenannten ETFs kann der Marktpreis, zu dem man Anteile an der Börse erwerben kann, durchaus vom NAV abweichen. Denn das NAV wird nur einmal am Tag berechnet, die Börsenkurse verändern sich aber laufend, und der Kaufkurs ist abhängig von Angebot und Nachfrage. Die hängt im Tagesverlauf nicht allein am NAV, sondern auch an spekulativen Erwartungen der Marktteilnehmer.
Wertentwicklung: Blick in die Glaskugel
Eine der bekanntesten Regeln für die Geldanlage lautet: Die Entwicklung in der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die Zukunft zu. Das stimmt – jedenfalls, wenn man die Performance eines einzelnen Fonds für sich allein betrachtet. Vergleicht man dagegen mit der Konkurrenz, lässt sich zumindest ablesen, ob ein Fondsmanagement seine Sache besser oder schlechter macht als andere. Hat ein Fonds beispielsweise in den vergangenen drei Jahren ein Plus von drei Prozent jährlich erzielt, andere Produkte sind aber auf vier Prozent Plus pro Jahr kommen, sollten Anleger stutzig sein. Denn das ist zumindest ein Indiz dafür, dass andere das Geld erfolgreicher verwaltet haben. Bei der Wertentwicklung ist also weniger die absolute Höhe entscheidend als die relative Güte im Vergleich zu den Angeboten der Konkurrenz - Experten sprechen auch von der Platzierung eines Fonds in einer Vergleichsgruppe, auf als Peer Group bekannt.
Achtung: Viele Fondsanbieter geben die Performance per annum (p.a.) an, das heißt auf jährlicher Basis. Ein Wertzuwachs von fünf Prozent per annum in den vergangenen drei Jahre bedeutet, dass der Fonds Jahr für Jahr um fünf Prozent im Wert zugelegt hat. Die Gesamtperformance über drei Jahre - eine Kennzahl, die in Vergleichen manchmal auch zu finden ist - liegt in diesem Beispiel aber nicht bei 3x5=15 Prozent, sondern bei fast 15,8 Prozent. Grund dafür ist der Zinseszins: Die korrekte Rechnung für die Gesamtperformance lautet: 105%*105%*105%=115,7625%. Umgekehrt gilt: Hat ein Fonds in drei Jahren insgesamt 30 Prozent an Wert zugelegt, dann lag die p.a.-Performance nicht zehn Prozent, sondern nur bei 9,14 Prozent. Für Feinschmecker: Das ist die dritte Wurzel aus 130%.
Entscheidend ist zudem, ob Fondsanbieter die Rendite vor oder nach Kosten ausweisen. Hat ein Fonds vor Kosten um zwei Prozent an Wert zugelegt, die Kosten liegen in Summe jedoch bei 2,4 Prozent, dann hat der Anleger unterm Strich ein Minusgeschäft gemacht.
Gebühren und Kosten: Günstig ist nicht immer besser
Viele Anleger wissen nicht genau, wie viel sie für ihre Geldanlage zahlen. Dabei belasten Kosten die Rendite. Beim Kauf aktiver Investmentfonds fällt in der Regel eine Kaufgebühr an, der sogenannte Ausgabeaufschlag auch Agio genannt. Diese Gebühr soll die Kosten für den Vertrieb decken, sie liegt meist zwischen drei und fünf Prozent. Der Ausgabeaufschlag wird in Deutschland üblicherweise Netto berechnet. Das bedeutet: Wer für 100 Euro Fondsanteile mit fünf Prozent Agio kauft, bekommt Fondsanteile im Wert 95,24 Euro gutgeschrieben. Es fallen 4,76 Euro Gebühren an - das sind fünf Prozent von 94,24 Euro.
Für die laufende Verwaltung des Fondsvermögens fallen dann weitere Gebühren an. Dazu hören Kosten für Depotverwaltung, Käufe und Verkäufe, sowie die Kosten des Managements. Je nach Produkt erreichen die laufenden Fondskosten teilweise bis zu drei Prozent im Jahr oder sogar noch etwas mehr. Wer wissen will, welche Kosten in Summe genau anfallen, wirft einen Blick auf die Total Expense Ratio (TER). Sie gibt an, wie viel Prozent des Fondsvermögens jährlich für Kosten draufgehen. Achtung: Manche Fondsgesellschaften erheben auch noch Erfolgsgebühren, wenn ein Produkt bestimmte Ziele erreicht. Die sogenannten Performance Fees sind nicht in der TER enthalten, kommen also noch obendrauf.
Bei passiven ETFs kümmert sich anders als bei aktiven Fonds ein Computer um Kauf und Verkauf, daher kosten sie meist deutlich weniger. In der Regel verlangen die Anbieter lediglich eine kleine Gebühr für die laufenden Kosten. Doch Vorsicht: Was in wirtschaftlich guten Zeiten Geld sparen kann, kann sich in Krisen rächen, wenn ein ETF mit dem Index in die Tiefe rauscht. Anleger sollten also nie allein auf die Kosten schauen, sondern Fonds nach Strategie auswählen.
Risiko-Ertrags-Profil (SRRI): Mit Augenmaß ins Risiko
Damit Anleger auf den ersten Blick sehen können, welche Risiken sie sich mit einem Fonds ins Portfolio holen, hat die EU den Synthetischen Risiko- und Ertragsindikator entwickelt, kurz SRRI. Dieses Maß ist keine Kennzahl, sondern eine Kategorie. Sie soll Sparern anzeigen, wie riskant ein Fonds ist. Um das zu bewerten, setzt das SRRI auf Wertschwankungen. Die Logik: Je stärker der Wert eines Fonds sich hin und her bewegt, desto größer ist das Risiko, Kapital zu verlieren. Umgekehrt steigt allerdings auch die Wahrscheinlichkeit auf höhere Renditen, wenn Fonds größere Schwankungen zulassen. Um einen Fonds einer SRRI zuzuordnen, ist die Schwankung über mehrere Jahre maßgeblich.
Nach SRRI wird jeder Fonds einer von sieben Risikoklassen zugeordnet. Produkte der Klasse 1 haben praktisch gar nicht im Wert geschwankt, bieten also das geringste Verlustrisiko bei potenziell niedrigster Ertragschance. Fonds der Risikoklassen 2 und 3 weisen ein mittleres Risiko auf, dafür können Anleger aber auch höhere Renditen erzielen. Bei Produkten der Risikoklassen 4 bis 6 brauchen Anleger stärkere Nerven, können dafür umso mehr Ertrag erzielen. Hier schwankt der Wert des Fondsvermögens zwischen 5 bis 10 Prozent (Risikoklasse 4) und maximal sogar 25 Prozent (Risikoklasse 6). Bei Risikoklasse 7 spricht die EU von riskanten Investments. Solche Produkte können innerhalb von drei Jahren auch über 25 Prozent an Wert verlieren.
Ratings: Die Meinung der Profis
Wem die Analyse von Kennziffern selbst zu kompliziert ist, der kann auch auf die Arbeit professioneller Analysten vertrauen. Fondsratingagenturen wie Morningstar oder Scope bewerten Fonds und vergeben Noten. Dabei fließen die Kosten und die Wertentwicklung ein, vor allem im Vergleich zur Konkurrenz. Einige Analysehäuser lassen auch weiche Kriterien in ihre Bewertungen einfließen, wie die Unternehmenskultur oder ihre Einschätzung zur weiteren Entwicklung der Wirtschaft und des Fondsmanagements. Als Orientierung sie die Einschätzungen der Experten damit mindestens eine gute Ergänzung zur eigenen Datenanalyse.
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