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Risiken effektiv abschätzen mit Risikomaßen
Sie möchten sich noch intensiver mit dem Thema Risiken beschäftigen? Erfahren Sie alles rund um Risikomaße und wie man diese einfach und effektiv einsetzt.
Risikomaß: Wie Volatilität die Rendite beeinflusst
Die Rendite lässt sich leicht messen. Wesentlich schwerer fällt es, das Risiko einer Geldanlage zu beziffern. In der Finanzwissenschaft existieren verschiedene Indikatoren, auf die Berater zurückgreifen können, um Kunden das Risiko eines Investments zu erklären. Wir stellen die Wichtigsten vor.
Mehr Risiko, mehr Chancen. Diese Aussage bekommen Börsianer oft zu hören. Je mehr Risiko sie bereit sind, bei einem Investment einzugehen, desto attraktiver können die Renditeaussichten sein. Umgekehrt gilt: Je höher die Gewinnaussichten, desto größer das Risiko. Eines der gängigsten Maße, mit denen das Risiko von Aktien, Anleihen und anderen Wertpapieren gemessen wird, ist die Volatilität. Sie beschreibt die Neigung eines Investments zu Wertschwankungen. Je größer die Preis- oder Kursänderungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums, desto höher ist auch die Volatilität der Geldanlage – und damit die zwischenzeitliche Verlustgefahr für den Anleger.
Historische und implizite Volatilität
Experten unterscheiden zwischen historischer und impliziter Volatilität: Die historische Volatilität beschreibt die Schwankungen eines Investments in der Vergangenheit. Sie wird aus den historischen Kursen des Basiswerts berechnet, bildet also die durchschnittlichen Auf- und Abwärtsbewegungen einer Aktie oder eines Index innerhalb eines bestimmten Zeitraums in der Vergangenheit ab.
Implizite Volatilität verändert sich stetig
Das Pendant dazu ist die implizite Volatilität. Sie ist ein Indikator für die vom Markt erwartete Volatilität in der Zukunft und wird durch die Nachfrage und das Angebot entsprechender Termingeschäfte (Optionen) gemessen. Im Gegensatz zur historischen Volatilität, die im Nachhinein feststeht, verändert sich die implizite Volatilität als Zukunftsmaß kontinuierlich. In Deutschland gilt der VDAX-New als bekanntestes Barometer der impliziten Volatilität. Er gibt die Schwankungen an, die der Markt vom deutschen Leitindex DAX für die nächsten 30 Tage erwartet. Als Berechnungsgrundlage dienen am Terminmarkt gehandelte Optionen auf den DAX, der VDAX-New bildet also Anlegerverhalten ab. Der VDAX-New wird in Prozentpunkten angegeben.
Es gilt: Je nervöser die Anleger sind, desto höher ist der Wert, während niedrige Werte auf einen ruhigen Verlauf hindeuten, sodass Marktteilnehmer kaum Schwankungen erwarten. Ein VDAX-New-Wert von null würde einen gleichbleibenden Kurs ohne jegliche Schwankungserwartung bedeuten. In der Regel liegt die implizite Volatilität des VDAX-New um die 20 Prozentpunkte. Umgerechnet bedeutet dass: Investoren gehen davon aus, dass sich der DAX in den kommenden 30 Tagen sehr wahrscheinlich in einem Korridor von etwa 5,7 Prozent nach oben oder unten bewegt. Bei einem Indexstand von 10.000 Punkten wäre also in einem Monat ein Indexstand zwischen 9.430 und 10.570 Punkten sehr wahrscheinlich. In Phasen, in denen Aktienkurse steigen, sinkt die Volatilität regelmäßig, in fallenden Märkten steigt sie an. Auch das lässt sich am VDAX-New gut erkennen.
Volatilität niedrig halten muss nicht die beste Strategie sein
Um sich in turbulenten Börsenzeiten vor Verlusten zu schützen, neigen viele Anleger dazu, die Volatilität ihres Portfolios so gering wie möglich zu halten. Diese Strategie birgt allerdings Tücken. Denn wertstabile Anlagen bringen oft auch eine deutlich geringere Rendite als volatilere, also schwankungsanfälligere Anlagen. Wer Schwankungen aussitzen kann und Wertpapiere nicht ausgerechnet dann verkaufen muss, wenn die Kurse gerade im Keller sind, braucht Marktphasen mit erhöhter Volatilität nicht fürchten. Im Gegenteil: Kurseinbrüche können Chancen auf attraktive Renditen bieten. Denn sind die Kurse niedrig, kann man Wertpapiere günstig kaufen. Wenn die Kurse wieder anziehen, geht auch der Wert der Anlage nach oben.
Kein Indiz für mehr Sicherheit
Eine niedrige Volatilität ist außerdem nicht immer ein Indiz für mehr Sicherheit. Auch eine stabile Anlage kann plötzlich einbrechen oder aber schleichend an Wert verlieren. Ein Beispiel hierfür ist die Anlage in deutsche Bundesanleihen. Die Papiere gelten als sehr sicher, werfen aber meist nur einen geringen Ertrag ab. Nehmen wir an, die Zinsen steigen kontinuierlich, dann würde der Kurs der Anleihe von Tag zu Tag sinken. Der Grund: Eine Anleihe mit einem niedrigen Zinskupon verliert bei steigenden Zinsen an Wert, weil Anleger dann in neue Anleihen mit höheren Kupons investieren können. Der vorsichtige Anleger müsste also mit ansehen, wie seine Anlagen langsam und stetig im Wert sinken – ohne hohe Volatilität. Die große Herausforderung für Anleger liegt also nicht darin, Schwankungen bei der Geldanlage zu vermeiden, sondern eher darin, sie geschickt für sich zu nutzen.
Hier sehen Sie zwei Beispiele, wie Volatilität grafisch dargestellt werden kann:
1. Barometer-Chart
Große Ausschläge beim Aktienkurs im Vergleich zum Referenzkurs über die Zeit sind ein Zeichen für hohe Volatilität. Schwankt die Kurve hingegen im selben Zeitraum nur marginal um den jeweiligen Referenzkurs, ist die Volatilität der Geldanlage niedrig.
2. Candlestick-Chart
Der Chart zeigt die jeweiligen Tageshöchst- und -mindestwerte sowie den Eröffnungs- und den Schlusskurs der Aktien. Die blauen Striche repräsentieren Höchst- und Mindestkurs und die grünen sowie roten Balken stehen für den Eröffnungs- und den Schlusskurs. Je länger der farbige Balken, desto höher die Volatilität der Anlage.
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