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Ausblick 4. Quartal 2024: Rotation statt Ausverkauf

Henk-Jan Rikkerink

Henk-Jan Rikkerink - Global Head of Solutions and Multi Asset

Auch wenn die Weltwirtschaft erkennbar Anzeichen von Schwäche zeigt, deutet wenig auf einen stärkeren Abschwung hin. An den Kapitalmärkten ist deshalb auch kein Ausverkauf zu erwarten. Wahrscheinlicher ist eine Rotation hin zu defensiveren Titeln.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Konjunktur kühlt weltweit ab. Eine sanfte konjunkturelle Landung bleibt wahrscheinlich.

  • Nach der Zinssenkung in den USA ebnen Notenbanken weltweit den Weg für einen kontrollierten Abschwung. 

  • Strukturelle Treiber der Weltwirtschaft wie die Themen KI und Demografie bleiben relevant, zugleich sind aber auch die geopolitischen Risiken der vergangenen Monate weiterhin präsent.  

Die Sommermonate haben an den Märkten für einige Aufregung gesorgt. Anfang August kam es zu einer abrupten Marktkorrektur, im September folgten weitere Kursrückgänge. All das ist verständlich, denn die Wirtschaft kehrt gerade auf den Boden der Tatsachen zurück, nachdem sie fünf Jahre lang weltweit mit massiver staatlicher Unterstützung am Laufen gehalten wurde. Die zuletzt schwächeren Fundamentaldaten deuten dabei eher auf eine leichte Abkühlung hin als auf einen ernsthaften Abschwung. Wir beobachten die Wachstums- und Arbeitsmarktindikatoren genau, um Anzeichen für einen stärkeren wirtschaftlichen Abschwung frühzeitig erkennen zu können.

Das Gesamtbild ist jedoch alles andere als negativ. Die Weltwirtschaft hat sich seit der Pandemie als überaus widerstandsfähig erwiesen. Verbraucher auf der ganzen Welt geben weiterhin Geld aus. Wir steuern somit keineswegs auf eine weltweite Rezession zu. Aktuell sieht es am Kapitalmarkt in den USA und in Europa eher nach einer Rotation aus als nach einem Ausverkauf. Das heißt: Investorinnen und Investoren schichten Kapital schrittweise um, weg von Wachstumstiteln und hin zu sogenannten Substanztiteln in defensiveren Sektoren. 

Die folgenden drei Themen nehmen wir im 4. Quartal 2024 besonders in den Blick:

1. Der Weg wird holpriger

Die wirtschaftliche Abkühlung bewegt sich weiterhin auf einem Niveau, das eine sanfte konjunkturelle Landung zulässt. Die Zentralbanken mussten in der Vergangenheit hart durchgreifen, um die Inflation zu bändigen. Die jüngsten Inflationsdaten in Europa und den USA lassen nunmehr den Schluss zu, dass der Preisanstieg weitgehend unter Kontrolle ist. Wir gehen zwar davon aus, dass die Inflation etwas höher bleiben wird als in der Ära der quantitativen Lockerung und auch etwas schwankungsreicher. Das Risiko einer sogenannten Stagflation, also hoher Inflation kombiniert mit wirtschaftlichem Stillstand, haben die Notenbanken jedoch erfolgreich eingedämmt. Der Preis dafür zeigt sich in den USA: Die Stimmung bei den Unternehmen verschlechtert sich, der Arbeitsmarkt schwächelt und den Verbrauchern geht allmählich die Luft aus – oder genauer gesagt, ihre Ersparnisse schrumpfen. Wir beobachten sehr genau, welche weiteren Folgen dies für die US-Wirtschaft hat. 

Die Stimmung in den Unternehmen verschlechtert sich seit Juni 

Quelle: Fidelity International, September 2024. 

Blicken wir kurz auf die andere Seite des Pazifiks. Dort plagen China weiterhin Wachstumssorgen. Die chinesische Zentralbank hat allerdings wenige Tagen vor Ende des dritten Quartals großvolumige Konjunkturmaßnahmen angekündigt. Wie diese wirken, lässt sich noch nicht genau absehen. 

2. Die Notenbanken reagieren

Die Senkung der US-Leitzinsen im September ebnet den Weg für eine sanfte Landung der Konjunktur. Das Ausmaß weiterer geldpolitischer Lockerungen bis Ende des Jahres steht noch nicht fest. Aber die Entscheidungsträger reagieren und werden dies auch weiterhin tun, da sie keine Angst vor einer höheren Inflation mehr haben.

Die US-Konjunktur hält sich

Quelle: Fidelity International et al, September 2024.

Die Zentralbanken in Asien wurden lange Zeit durch die US-Notenbankpolitik in Schach gehalten. Denn hätten sie in dieser Phase ihre Zinsen gesenkt, dann hätte sich damit die Zinskluft zu den USA vergrößert, was wiederum zu einem Ausverkauf ihrer jeweiligen Währungen hätte beitragen können.  Nachdem die USA die Zinswende eingeleitet haben, dürften die meisten asiatischen Zentralbanken nun keine Probleme mehr damit haben, ihre Leitzinsen zu senken. Indonesien war der Entscheidung der Fed sogar zuvorgekommen und hatte bereits in derselben Woche die Zinsen um 25 Basispunkte auf 6 Prozent gesenkt. Es war auch dort die erste Zinssenkung seit mehr als drei Jahren.

In China dürfte sich das jüngste Konjunkturpaket der dortigen Notenbank kurzfristig positiv auf die Vermögenspreise auswirken. Der Staat hatte die Zinssätze und Hypothekenzinsen gesenkt und neue geldpolitische Instrumente zur Unterstützung des Aktienmarktes angekündigt. Langfristig bestimmen allerdings nicht Notenbanken, sondern Unternehmensgewinne über die Aktienperformance.  Daher ist abzuwarten, ob die jüngsten Maßnahmen ausreichen, auch die langfristigen Wirtschaftsaussichten in China zu verbessern. 

Wir haben die Wahrscheinlichkeit unseres Basisfalls, den wir die „kontrollierte Stabilisierung“ nennen, für China von 65 auf 55 Prozent gesenkt. Das Risiko einer ernsthaften Verlangsamung des Wachstums haben wir demgegenüber auf 35 Prozent erhöht. Als Nebenszenario betrachten wir weiterhin eine Reflation mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 Prozent.

Japan ist seiner Deflationsfalle entkommen. Nun wappnet sich das Land gegen eine ansteigende Inflation, die 2025 über dem Zwei-Prozent-Ziel der japanischen Notenbank liegen dürfte. Die Bank of Japan dürfte daher die Zinsen in den kommenden Quartalen schrittweise anheben und das Land damit näher an positive Realzinsen heranführen. Am japanischen Aktienmarkt hatte die erste Erhöhung der Zinssätze durch die Zentralbank um 15 Basispunkte im Juli allerdings große Unruhe ausgelöst - das könnte den Zinskurs Japans verlangsamen, umkehren wird die Zentralbank aber nicht.


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Die weltweite Richtung ist klar: Wir steuern auf eine neue Phase geldpolitischer und staatlicher Unterstützung zu, um Wachstumsschwächen auszugleichen und in den Industriestaaten eine kontrollierte Landung der Konjunktur zu schaffen. Anlegerinnen und Anleger können sich auf überwiegend sinkende Zinsen einstellen. 

Wir wenden uns damit auch von unserer zuletzt risikofreudigeren Haltung ab und versuchen von möglichen Marktschwankungen zu profitieren. Außerdem spekulieren wir auch auf Ausreißer nach oben, sollten sich die Preise wieder in Richtung eines neuen Aufschwungs bewegen, wie ihn die US-Notenbank mit ihren Zinssenkungen sicherlich initiieren will. 
Bis es so weit ist, betrachten wir im aktuellen Umfeld Aktien mittelgroßer US-Unternehmen sowie Staatsanleihen aus Schwellenländern als Anlagesegmente mit der größten Chance auf eine positive Entwicklung.

3. Weltweite Sorgen

Die große Unbekannte bleibt das Bündel geopolitischer Risiken. Das Jahr 2024 könnte mit seinen vielen Wahlen entscheidend sein für politische Weichenstellungen der Zukunft. Die Erfolge der extremen Rechten in Deutschland und in Frankreich haben dabei die europäische Politik zuletzt erschüttert. Nun drohen neue Kräfte, die Entscheidungsfindung in der EU weiter zu erschweren. Derweil gehen die Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine weiter. Ein Ende ist hier nicht in Sicht. Und am 5. November stehen die US-Wahlen an. Der Ausgang wird entscheidend sein für die Politik gegenüber China und im Welthandel sowie für die Gestaltung der Finanzpolitik. Das alles in einer Zeit, in der es endlich gelungen ist, die seit langem reichlich vorhandene Liquidität auf den Märkten einzudämmen.

Die großen strukturellen Treiber bleiben ungeachtet dieser Unwägbarkeiten relevant: Die Kommerzialisierung von KI-Technologien wird sich rasant weiterentwickeln. Regierungen investieren Milliarden in die Modernisierung ihrer Stromnetze. Das Gesundheitswesen ist und bleibt ein gutes langfristiges defensives Thema. Und in Asien wirken ebenfalls große strukturelle Kräfte - von der demografischen Entwicklung bis zum Aufkommen der KI und der Energiewende. 

Fazit

Wir nähern uns dem Ende eines weltweiten Wachstumszyklus. Diese Phase führt in der Regel am Kapitalmarkt zwar weiterhin zu positiven Renditen, ist jedoch auch von stärkeren Schwankungen begleitet. Eine sanfte Landung der Wirtschaft in den USA und in Europa halten wir immer noch für die wahrscheinlichste Entwicklung. Als Vermögensverwalter ist es für uns in dieser Phase besonders wichtig, flexibel zu sein, damit wir kurzfristige Chancen nutzen können.

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Stand, soweit nicht anders angegeben: September 2024. MK16527