Kapitalmarkt-Blog mit Carsten Roemheld
Meinungsstark, auf den Punkt und immer am Puls der Zeit. Einschätzungen und Hintergründe zu allem, was die Kapitalmärkte bewegt.
Mehr erfahrenEröffnen Sie zunächst ein FondsdepotPlus. Danach können Sie aus unseren Fonds und ETFs Ihre Favoriten wählen.
Melden Sie sich in Ihrem Depot an, um Fondsanteile zu ordern oder Ihren Sparplan anzulegen oder anzupassen.
Home Fidelity Articles Themen im Fokus
Carsten Roemheld - Kapitalmarktstratege Fidelity International
12. Dezember 2024
Unser Alltag ist geprägt vom Nachrichtenfluss der täglichen Ereignisse: Zinsentscheide, Wahlergebnisse, Arbeitsmarktdaten, Inflation. Die Auseinandersetzung mit der Gegenwart überlagert dabei manchmal den Blick auf die großen dahinterliegenden Veränderungen: Wohin führen uns die gewaltigen Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz? Wie gehen wir mit der Alterung in unserer Gesellschaft um? Was bestimmt die Zukunft der Arbeitswelt? Wie packt Deutschland als Industrienation die Energiewende? Und wie kommen wir alle durch die Klimakrise?
Einmal im Monat widmet sich der Kapitalmarkt Podcast von Fidelity einem dieser großen Themen, die uns nicht nur heute, sondern auch übermorgen beschäftigen werden. Zu Gast waren unter anderem Maja Göpel, Alena Buyx, Claudia Kemfert und Elmar Theveßen. Für seine Jahresendausgabe hat Podcast-Gastgeber Carsten Roemheld noch mal in alle Gespräche des Jahres 2024 hineingehört. Er hat bemerkenswerte Ausschnitte herausgesucht und in komprimierter Form eingeordnet. Hören Sie seinen ganz persönlichen Rückblick – zu Gesprächen und zu Themen, die uns sicher auch im Jahr 2025 erhalten bleiben.
Der Podcast-Jahresrückblick 2024
Carsten Roemheld: Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber wenn ich in diesen Tagen zurückblicke auf das zu Ende gehende Jahr, dann wird mir wieder einmal klar: Die Gegenwart hält uns mit so vielen kurzfristigen Herausforderungen auf Trab, dass uns die mittel- und langfristigen Entwicklungen ein ums andere Mal durchrutschen. Und mir nichts dir nichts finden wir uns in einer anderen Welt wieder. Einer Welt, die den Folgen des Klimawandels ausgesetzt ist. Einer Welt mit einer immer schneller alternden Bevölkerung. Einer Welt, in der die Antworten der Künstlichen Intelligenz so klingen, als seien sie alles – nur nicht künstlich.
Auch mein Alltag ist geprägt von der Bewertung täglicher Ereignisse: Zinsentscheide, Wahlergebnisse, Arbeitsmarktdaten, Inflation – irgendwas ist immer. Einmal im Monat löse ich mich daher ganz bewusst von der akuten Nachrichtenlage. Dann widme ich mich in diesem Podcast einem Thema, das uns nicht nur heute, sondern auch übermorgen noch beschäftigen wird.
Der Rückblick auf die Gespräche, die dabei im Lauf des Jahres entstanden sind, schärft dabei den Blick für die großen Herausforderungen der Zukunft, die abseits von Tagespolitik und Wahlkampfrhetorik auch die Kapitalmarktentwicklung prägen werden.
Mein Name ist Carsten Roemheld. Ich bin Kapitalmarktstratege bei Fidelity International. Und ich freue mich über Ihr Feedback, Ihre Bewertungen und Abos für diesen Podcast.
Jetzt aber zu den Themen, die mich im Jahr 2024 besonders beschäftigt haben.
Beginnen wir mit dem Thema KI. Vor gut zwei Jahren, im November 2022, tauchte der Textgenerator ChatGPT im Internet auf. Fünf Tage später hatte die Seite die erste Million Nutzer gewonnen, acht Wochen später waren es schon über 100 Millionen. Die KI verbreitete sich so schnell wie keine Software-Anwendung je zuvor – und sie beeindruckte das Publikum auf den ersten Blick mit tadellosen Texten.
Ein Jahr nach dem Beginn des KI-Booms wollte ich wissen: Wohin führt uns diese Technologie? Sind die Maschinen uns bald vollständig überlegen? Um das zu klären, hatte ich mich im Januar mit Ralf Otte verabredet. – Otte ist Professor für Industrieautomatisierung an der Technischen Hochschule in Ulm und hat vor vier Jahren ein äußerst lesenswertes Buch über „Maschinenbewusstsein“ geschrieben. Er blickt als Ingenieur erfrischend nüchtern auf das, was heutige KI kann, was sie überhaupt können kann – und wo ihre Grenzen liegen. Im letzten Punkt ist Otte besonders rigoros. Denn nach seinem technischen Einordnungen können Maschinen zwar hervorragend rechnen, aber weder denken noch fühlen noch wollen:
Kai Otte: „Das heißt, die KI-Systeme von heute können gewisse Grenzen prinzipiell nicht überschreiten. Das ist keine Frage der Datenmenge, das ist keine Frage der Rechenleistung, sondern die Mathematik hat gesagt, hier ist die Grenze, solange die KI nur auf mathematischen Verfahren basiert. Wenn Sie in so einen Computer mal reinschauen, dann finden Sie kein neuronales Netz. Da ist keins. Das sind Matrizen, Operationen mit Null und Eins, was auch immer. Da finden Sie kein neuronales Netz. Das gibt's gar nicht. Das ist wie eine Metapher, die wir benutzen, und die Menschen da draußen glauben, da laufen jetzt neuronale Netze so im Computer rum. Nein, die neuronalen Netze sind in meinem Gehirn.“
Carsten Roemheld: Weil die heutigen Computer eben nur Daten verarbeiten, sagt Otte, brauchen wir Menschen nicht zu fürchten, dass sie jemals höhere Stufen von Intelligenz erklimmen. Letztlich liefert die heutige Technik bloß gute Mathematik.
Das hat mich beruhigt, – und doch hat mich das Thema nicht losgelassen – zumal die Warnungen vor Missbrauch und Manipulation über das Jahr nicht leiser, sondern immer lauter geworden sind. Im September habe ich darüber mit der Medizinerin und Medizinethikerin Alena Buyx ausführlicher gesprochen. Sie ist einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden, weil sie bis April 2024 Vorsitzende des Deutschen Ethikrats war. Und der wiederum hat in ihrer Amtszeit eine vielbeachtete Stellungnahme mit dem Titel „Mensch und Maschine - Herausforderungen durch künstliche Intelligenz“ herausgebracht. Dieser Bericht klingt durchaus besorgt. Geprägt ist er von der Botschaft, dass KI die Entscheidungen von Menschen zwar unterstützen, aber nie ersetzen sollte.
Gerade mit Blick auf den Einsatz von KI in Sozialen Medien äußerte Buyx erhebliche Kritik. Denn andernfalls könnte die Technik unsere Freiheit bedrohen:
Alena Buyx: „Also erst mal finde ich es total wichtig, dass es Regulierung gibt. Eine Dual-Use-Technologie kannst du nicht einfach so lassen. Erstens. Zweitens muss man sagen, insbesondere die generative KI, das sind ja riesige Modelle, und die gehören einer Handvoll Unternehmen. Keins davon ist in Europa. Das finde ich nicht lustig. Das sagen wir auch in dem Report relativ klar.: Da sind wir in Abhängigkeiten, die sind sehr problematisch. Und ich habe schon wirklich ganz in der Wolle gefärbte Kapitalisten gehört, die gesagt haben, sie hätten nie gedacht, dass sie so was mal öffentlich sagen: Aber wir sollten darüber nachdenken, ob da nicht Monopolstrukturen entstanden sind. Die sozusagen ganzen Kontinente dazu zwingen, eine Technologie-Plattform zu nutzen für alle Produkte in dem Bereich, denn das ist sozusagen die Infrastruktur, und das ist alles in der Hand von ein paar Playern, die nicht nur nicht in Deutschland sind, sondern nicht in Europa. Das sorgt für ein gewisses Unbehagen, und zwar zu Recht.“
Carsten Roemheld: Unbehagen, Regulierung, Monopol. Zu diesem Komplex hatte ich nach dem Gespräch eine Menge weiterer Fragen. Vor allem wollte ich konkret wissen, wie das denn gehen soll – und welche rechtlichen Möglichkeiten wir beispielsweise in Europa haben, um uns gegen die Vereinnahmung der Konzerne aus den USA zu wehren, vor der ja nicht nur Alena Buyx warnt. Die Wettbewerbsrechtlerin Juliane Mendelsohn erklärte mir, wie man die Macht weniger Anbieter wirksam begrenzt. Die nämlich werden von Natur aus immer größer, weil der Wert von Netzwerken nun mal dadurch steigt, dass sie wachsen. Und dieser Effekt macht die großen Anbieter größer, sie marginalisiert die kleinen. Hören Sie selbst, wie man diese Logik durchbricht:
Juliane Mendelsohn: „Dem Wettbewerbsrecht geht es darum, diese Netzwerkeffekte nicht so sehr als Naturphänomen zu bezeichnen. Nicht zu sagen, weil es Netzwerkeffekte gibt, müssen die Konzerne so groß sein, sondern kritisch zu hinterfragen. Genau wie viel an diesem Netzwerk Effekten muss sein und wie viel liegt vielleicht daran, dass die Nutzer einfach nicht genug Möglichkeiten haben, nicht genug Optionen haben, dass sie sich in einer gewissen Architektur gefangen fühlen und deswegen dazu tendieren, weniger zu switchen, weniger multi homing zu betreiben. Die Antwort des Wettbewerbsrechts ist vielleicht ein bisschen unbefriedigend, aber sie lautet natürlich: Ein Duopol ist besser als ein Monopol, vier Wettbewerber sind besser als einer. Wir müssen also trotzdem immer noch mehr Wettbewerb schaffen. “
Carsten Roemheld: An dieser Stelle mache ich einen kleinen Schnitt. Und gehe über zu einem zweiten großen Thema, das mich auch im vergangenen Jahr beschäftigt hat und das uns alle sicher weiter beschäftigen wird: Es geht um die Energiewende – und ihre Folgen für die Transformation der Wirtschaft. Auch dazu habe ich 2024 gleich drei Gespräche führen können.
Ich hatte zum Beispiel die bekannte Klimaökonomin Claudia Kemfert zu Gast. Sie hat skizziert, wie deutsche Unternehmen den Weg in die Dekarbonisierung schaffen – welche politischen Voraussetzungen dafür nötig und welche Fehlentscheidungen dem schnellen Umbau im Wege stehen. Sie warnte im Podcast beispielsweise vor sogenannten Lock-In-Effekten durch Fehlinvestitionen wie überdimensionierte Terminals für Flüssiggas, da das letztlich bloß neue Energieanlagen von gestern seien. Stattdessen, sagt Kemfert, sollten die politisch Verantwortlichen besser das Tempo für den Umbau erhöhen:
Claudia Kemfert: „Ich denke, dass man den Unternehmen mehr helfen würde, wenn man wirklich einmal festlegt: Wir gehen die Energiewende, wir brauchen einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien. Das wäre die erste Maßnahme, die ich auch konkret empfehle: das Deutschlandtempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien anwenden. Weniger Bürokratie, erleichterte Verfahren, mehr Personen in den Ämtern, Digitalisierung, juristische Klarheit, nicht 70 Ordner für eine Windanlage, sondern sieben. Nicht sieben Jahre für eine Windanlage, sondern sieben Monate. Darum muss es gehen, um da schneller zu werden und dann schaffen wir schon mal einen wichtigen Baustein.“
Carsten Roemheld: Mit Jacopo Maria Pepe, Leiter eines Projektes namens „Geopolitik der Energiewende“ bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, sprach ich zudem über Europas Abhängigkeiten von Schlüsselstaaten am Golf – Energiewende hin oder her. Denn die energieintensiven Industrien, der Wärme- und Transportsektor werden nach seiner Einschätzung noch länger auf fossile Brennstoffe angewiesen sein, und sei es der sogenannte grüne Wasserstoff. Diese Brennstoffe aber, da müsse man sich schon drauf einstellen, kommen zu großen Teilen aus dem Mittleren Osten. Und deshalb, sagt Pepe, ist es klug und wichtig, auf diese Länder zuzugehen und gute Beziehungen mit ihnen zu pflegen:
Jacopo Maria Pepe: „Wir müssen Diplomatie vor Handel betreiben. Das ist vielleicht die größte Lehre aus dem Russland-Schlamassel. Nicht nur im Sinne von bilateralen Beziehungen, sondern auch, wie wir diese Regionen einordnen, wie wir diese Dynamiken in den Regionen verstehen und wie die einzelnen Länder und deren Prioritäten dann sich da einbetten. Und dann natürlich proaktiv reagieren, falls dies Rückschlüsse auf die Energie- und Handelsbeziehungen zulässt. Mehr als das können wir nicht machen.“
Carsten Roemheld: Wird die westliche Welt die Abhängigkeit von den sogenannten Ölstaaten auch dann nicht los, wenn die gar kein Öl mehr liefern – sondern fossile Zukunftsenergien? Nun, das dürfte jedenfalls so lange der Fall bleiben, wie wir unsere Gesellschaft noch nicht umgebaut haben auf weniger Energieintensität. Damit anzufangen, dazu will die Bestsellerautorin Maja Göpel aufrufen – und sie tut es mit so großer Energie und Überzeugung, dass ein Gespräch mit ihr wirkt wie ein Motivationsseminar für den nächsten Klimapakt. Auch mit Maja Göpel bin ich in diesem Jahr ins Gespräch gekommen –live auf der Bühne des Finance Festivals, das Mitte Juni in Frankfurt stattfand. Sie ist überzeugt: Es wäre ein Fehler, die Verantwortung für die Energiewende bei jedem einzelnen Konsumenten zu sehen. Warum? Hören Sie mal:
Maja Göpel: „Was wir jetzt sehr stark gesehen haben, ist: Die Individuen sollen es richten. Und aus der Forschung wissen wir, dass Infrastruktur-Projekte besser akzeptiert werden als individuelle Maßnahmen, vor allem, wenn die Infrastruktur, in die meine individuelle Maßnahme einzahlen kann, noch nicht da ist. Wenn ich mich als Puzzleteil wieder wahrnehme, mache ich da besser mit. Und deshalb ist das eine große Stoßrichtung zu fragen: Was ist denn eigentlich die öffentliche Daseinsvorsorge der Zukunft und wie können wir diese Infrastrukturen klimaneutral und ressourcenarm aufbauen. Da sollten wir nicht unbedingt auf Elon Musk hören, der öffentlichen Nahverkehr doof findet. Denn dann haben wir ein riesiges Ressourcenproblem. Dann kriegen wir vielleicht Elektromobilität hin, aber verbauen ganz viel Rohstoffe, die wir woanders bräuchten, in Zeug, das 95 Prozent des Tages rumsteht.“
Carsten Roemheld: Klingt nach mehr Bahn und weniger Autobahn. Ich meine: keine wirklich abwegige Idee.
Vielleicht heißt ein Teil der Lösung aber auch: Besser ganz daheimbleiben? In Bezug auf die Arbeitswelt erweist sich dieser Gedanke nach Ende der Pandemie als einer der neuen Großtrends, eine Art Massenbewegung raus aus dem Büro rein ins Homeoffice Auch die Arbeitswelt, so zeigt sich am Homeoffice-Trend, befindet sich in einem strukturellen Wandel: Mit der Soziologin Lena Hipp, die Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung über „Arbeit, Familie und soziale Ungleichheit“ forscht, habe ich über die großen Strukturbrüche am Arbeitsmarkt gesprochen. Und über die neuen Freiheiten bei der Wahl des Arbeitsortes:
Lena Hipp: „Prinzipiell ist die Tatsache, dass Homeoffice einem ganz großen Bereich von Beschäftigten seit dem Ende der Pandemie ermöglicht wird, ein totaler Pluspunkt. Es ist eben nicht mehr so, dass nur die High-Potentials, die es „wirklich verdient haben“, einen Tag von zuhause aus arbeiten können. Es können auch die Assistentinnen und Assistenten von zuhause aus arbeiten, also Personengruppen, die das vor der Pandemie nicht gemacht haben. Das geht natürlich damit einher, dass die Leute mehr Zeit haben, Arbeitswege fallen weg, und man hat natürlich auch eine größere Flexibilität. Ich glaube auch, dass das, was wir in der Forschung Flexibility-Stigma nennen, abgebaut wurde: Das diejenigen, die von Zuhause aus arbeiten kritisch beäugt werden und man sich fragt, was die da machen. Das sind sicherlich positive Errungenschaften.
Carsten Roemheld: Im weiteren Gespräch ging es dann allerdings nicht nur rosig weiter. Denn manche der neuen Trends in der Arbeitswelt, etwa der zu weniger Arbeit und mehr Freizeit, erweisen sich als Belastungsprobe für künftige Generationen - und für die baldige Masse an Rentenempfängern, denen immer weniger Menschen im Arbeitsmarkt gegenüberstehen.
Eine notwendige Voraussetzung für sichere Altersbezüge dürfte im stärkeren Einsatz kapitalgedeckter Rentenbausteine liegen. Die wiederum sind auf steigende Börsenkurse angewiesen. Tatsächlich erwiesen sich die Kapitalmarktrenditen in den vergangenen Monaten als weitaus stabiler als die Konjunkturdaten. Das ist bemerkenswert, da zumindest ältere Lehrbücher noch lehren, dass Finanz- und Realwirtschaft sich auf Dauer nicht voneinander abkoppeln können.
Wie es doch dazu kommen kann, dass die Börsen mitten in der Wirtschaftsflaute boomen, das wollte ich von Emanuel Mönch wissen. Er ist Professor für Financial and Monetary Economics an der Frankfurt School of Finance & Management – und ein Spezialist für die zentrale Rolle der Geld- und Fiskalpolitik in dieser Frage. Ich habe mit Mönch nicht nur über die Schuldenbremse gesprochen, sondern auch darüber, ob die Notenbanken womöglich nicht auch Wachstum auf Kosten höherer Inflation erzielen könnten – etwa, indem sie sich vom weit verbreiteten Zwei-Prozentziel verabschieden, das letztlich ja keinem Naturgesetz entspringt, sondern bloß einer Konvention. Wie er das findet? Hier die Antwort:
Emanuel Mönch: „Jetzt, wo man die zwei Prozent ein paar Jahre lang nicht erreichen konnte, das Ziel zu erhöhen, ist kein Zeichen von Stärke. Wenn ich als Hochspringer mein Ziel von 1,80m nicht schaffe, und ich mir dann ein neues Ziel setze und die Stange auf 1,50m senke, dann bin ich kein besserer Sportler. Ich glaube, das ist bei Zentralbanken ähnlich. Auch wenn drei Prozent angesichts der strukturellen Entwicklungen, die auf uns zukommen, wie Klimawandel und der demografische Wandel, angemessener wären. In der jetzigen Situation würden die Zentralbanken komplett die Glaubwürdigkeit verlieren. “
Carsten Roemheld: So, jetzt sind wir fast ohne nachrichtlich-aktuelle Bezüge durch den Rückblick gekommen. Zum Ende muss ich dann aber doch noch auf eine Singularität des Jahres 2024 zurückkommen. Es war ein Superwahljahr – und zwei der großen Entscheidungen will ich nicht unerwähnt lassen. Den Anfang macht Indien. Dort fand die größte demokratische Wahl der Welt statt. Gewonnen hat der Amtsinhaber, Premierminister Narendra Modi. Ich habe die Entscheidung zum Anlass genommen, um mit dem Journalisten und Indienkenner Oliver Schulz tiefer in die Geschichte und die Zukunft dieses riesigen Staates einzutauchen. Er beschrieb mir Indien als zerrissenes Land vor herausfordernden Zeiten. Er beschrieb aber auch die guten Voraussetzungen der Bevölkerung für eine Teilnahme an der weltweiten Entwicklung. So habe ich ihn beispielsweise gefragt, woher eigentlich die große Stärke Indiens in der IT rührt. Seine Antwort:
Oliver Schulz: „Ich denke, es hat auch ganz viel damit zu tun, dass anderes nicht vorhanden war. Also es gab keine Strukturen. Der Industriesektor ist schwach. In der Zeit der Liberalisierung der indischen Wirtschaft hat sich der IT-Sektor hervorgetan und entwickelt. Das war die Zeit, in der auch die deutschen Unternehmen Indien entdeckt haben. Also Bangalore und Hyderabad, Städte im Süden, die dann diese IT-Zentren entwickelt haben, wo alle internationalen Unternehmen anwesend waren. Ein wichtiger Faktor ist auch Indiens koloniales Erbe. In Indien sprechen viele Menschen fließend Englisch. Dieser Anteil wird auf 250 Millionen Menschen geschätzt. Das ist die größte englischsprachige Bevölkerung der Welt tatsächlich.“
Carsten Roemheld: Und damit sind wir zum Schluss dieses Rückblicks beim Ausblick auf die USA. Und bei der Frage, wie wir Europäer auf die Wiederwahl Donald Tumps zum US-Präsidenten reagieren, die uns im Jahr 2025 und darüber hinaus beschäftigen wird. Darüber hat sich der langjährige US-Korrespondent des ZDF, Elmar Theveßen, im Gespräch Ende November geäußert. Eine Audiofassung davon ist ebenfalls in diesem Podcast erschienen. Theveßen blickt durchaus mit Sorge auf das Geschehen in den USA – bemüht sich aber auch um Optimismus. So sieht er beispielsweise in der Ankündigung höherer Zölle für europäische Exporte in die Staaten auch eine Chance:
Elmar Theveßen: Wenn man dem Ganzen was Positives abgewinnen will, dann dass die Europäer vielleicht jetzt unter einem großen Druck stehen, selber ihren Akt zusammen zu bekommen, wie man so schön sagt. Mario Draghi hat ja in einem Papier gesagt: Wir müssen eine Initiative haben von 900 Milliarden Euro an Investitionen in Europa, in die Infrastruktur, in eine Industriepolitik, um gegenhalten zu können. Und ich glaube, das ist entscheidend und wichtig. Denn das, was die Strafzölle allein anrichten – zum Beispiel in Deutschland, wie das Institut für Wirtschaft errechnet hat, wahrscheinlich 180 Milliarden Euro an Schaden für die deutsche Wirtschaft über vier Jahre – das bedarf einer klaren, entschlossenen, aber auch gemeinsamen Antwort auf europäischer Ebene.
Carsten Roemheld: Ich empfehle, in dieser Analyse nicht nur auf den möglichen Schaden zu blicken. Sondern auch auf die Möglichkeit einer entschiedenen Antwort durch die Europäer. Vielleicht bekommen wir diese Antwort ja bereits im Jahr 2025. Wenn es so weit ist, wird darüber zu sprechen sein. Auch hier im Kapitalmarkt Podcast.
Wir hören uns.
Ihr Carsten Roemheld
Abonnieren Sie unsere Podcasts
Meinungsstark, auf den Punkt und immer am Puls der Zeit. Einschätzungen und Hintergründe zu allem, was die Kapitalmärkte bewegt.
Mehr erfahrenMit unseren kostenlosen Newslettern bleiben Sie immer am Ball. Erfahren Sie aktuell, was die Märkte und Anleger bewegt.
Bitte wählen Sie:
Sie möchten mehr über unsere Fonds und Anlagelösungen erfahren oder haben Fragen zu Ihrer Geldanlage? Unser Team unterstützt Sie jederzeit gerne.
Ansprechpartner findenSind Sie auf der Suche nach Fondsinformationen oder der geeigneten Anlageform für Ihr Portfolio? Hier finden Sie die richtige Anlagelösung für jede Lebenssituation.
Jetzt entdeckenWichtige Informationen
Diese Aufzeichnung darf ohne vorherige Erlaubnis weder reproduziert noch verbreitet werden. Für die in der vorliegenden Aufzeichnung gemachten Aussagen ist der jeweils benannte Gesprächspartner verantwortlich. Der Inhalt spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung von Fidelity International wider. Alle hier bereitgestellten Informationen dienen lediglich Informationszwecken sowie dem Zweck der Meinungsbildung. Eine Rechtsberatung findet nicht statt. Fidelity International übernimmt keine Gewähr für die Korrektheit, Aktualität, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Sichtweisen können sich jederzeit ohne Vorankündigung ändern. Fidelity International übernimmt keine Haftung für Schäden, die aus der Verwendung dieser Informationen herrühren. Diese Aufzeichnung stellt keine Handlungsgrundlage oder Anlageberatung dar. Die FIL Investment Services GmbH veröffentlicht ausschließlich produktbezogene Informationen, erteilt keine Anlageempfehlung / Anlageberatung und nimmt keine Kundenklassifizierung vor. Eine Anlageentscheidung sollte in jedem Fall auf Grundlage des Kundeninformationsdokuments „Basisinformationsblattes“ und des veröffentlichten Verkaufsprospekts, des letzten Geschäftsberichts und — sofern nachfolgend veröffentlicht — des jüngsten Halbjahresberichts getroffen werden. Diese Unterlagen sind die allein verbindliche Grundlage des Kaufs. Anleger in Deutschland können diese Unterlagen kostenlos bei der FIL Investment Services GmbH, Postfach 200237, 60606 Frankfurt am Main, oder über https://www.fidelity.de anfordern. Der Wert der Anteile kann schwanken und wird nicht garantiert. Sollten in der Aufzeichnung Unternehmen genannt werden, dienen diese nur der Illustration und sind nicht als Kaufs- oder Verkaufsempfehlung zu verstehen. Fidelity, Fidelity International, das Fidelity International Logo und das „F-Symbol“ sind Markenzeichen von FIL Limited. FIL steht für FIL Limited (FIL) und ihre jeweiligen Tochtergesellschaften.
Stand: Dezember 2024
MK16725