Solide Fundamentaldaten und weiteres Wachstum in den USA unterstützen weiterhin Risikoanlagen. Doch wachsende Unsicherheiten erfordern mehr Wachsamkeit. Es ist Zeit für mehr Diversifikation.
In Kürze
- Die späte Zyklusphase schafft grundsätzlich weiterhin ein vorteilhaftes Umfeld für Risikoanlagen, wenngleich bei erhöhter Volatilität.
- Die USA bleiben unsere bevorzugte Aktienregion. Unsicherheiten rund um Inflation und Zölle erfordern allerdings erhöhte Wachsamkeit.
- In Europa und Großbritannien zeichnen sich neue Chancen ab. In beiden Regionen wurde das Aktienuntergewicht neutralisiert.
- Diversifikation gewinnt an Bedeutung. Die derzeit positive Korrelation zwischen Aktien und Anleihen könnte dabei die Rolle von Staatsanleihen als Stabilitätsanker im Portfolio relativieren.
Der globale Konjunkturausblick bleibt von robustem US-Wachstum geprägt. Zugleich zeigen sich erste Anzeichen von Schwäche in einer fallenden Verbraucherstimmung. Politische Unsicherheiten in den USA und die Gefahr einer Inflationsbeschleunigung stellen weiterhin die größten Risiken dar. Der globale Industriezyklus entwickelt sich positiv, bleibt aber fragil. Insbesondere in Europa und Großbritannien zeichnet sich eine wirtschaftliche Abschwächung ab.
Trotz wachsender Unsicherheiten unterstützen positive Fundamentaldaten noch immer Risikoanlagen. Das gilt insbesondere für das Aktiensegment. Unsere Zuversicht hat sich im Vergleich zum Vormonat leicht abgeschwächt, Wachstums- und Inflationsrisiken halten sich zunehmend die Waage. Die globale Inflation befindet sich im Abwärtstrend, bleibt jedoch volatil. Zudem bleibt die Kerninflation in Europa, Großbritannien und den USA hartnäckig erhöht. Die US-Notenbank dürfte daher vorerst auf Zinssenkungen verzichten, auch wenn der Markt weiterhin Lockerungen erwartet.
Geopolitische Risiken bleiben ein zentraler Unsicherheitsfaktor. Nach wie vor bestehen erhebliche Unklarheiten über die künftige US-Handelspolitik, während weiterhin Fragen zur fiskalischen Tragfähigkeit im Raum stehen. In Europa gilt Friedrich Merz als nächster deutscher Bundeskanzler, er steht vor großen innen- und außenpolitischen Herausforderungen. In der Ukraine gibt es realistische Chancen auf einen Waffenstillstand im Jahr 2025, während im Nahen Osten erste Fortschritte in diplomatischen Verhandlungen zu beobachten sind.
Die anhaltende politische Unsicherheit unterstreicht die Notwendigkeit breiter Diversifikation. Obwohl die Fundamentaldaten stabil erscheinen, ist angesichts der unklaren Lage in den USA Vorsicht geboten. Eine breite Streuung kann die Widerstandsfähigkeit von Portfolios erhöhen. Gleichzeitig bleibt die Korrelation zwischen Anleihen und Aktien ein Unsicherheitsfaktor. Zwar ist die Korrelation zuletzt gesunken, es besteht aber das Risiko, dass sie wieder in eine stärker positive Phase übergeht. Steigende Inflationserwartungen und unerwartet starke Wirtschaftsdaten deuten auf eine Reflation in den USA hin. Das macht zinssensitive Anlagen wie Staatsanleihen als Diversifikationsinstrument weniger attraktiv.
In China zeigen sich erste Anzeichen einer Stabilisierung, nachdem Konjunkturmaßnahmen den Immobilien- und Konsumsektor schrittweise gestützt haben. Sowohl der Verbraucherpreisindex als auch der Erzeugerpreisindex erholen sich, nachdem der Binnenkonsum sich erholt hat. Der bevorstehende Nationale Volkskongress könnte weitere fiskalische Impulse liefern, da China seine Wachstumsziele wieder erreichen will.
Aktien
Aktien bleiben der bevorzugte Weg für eine moderate Risikoausrichtung. Wir bleiben übergewichtet. Der Fokus liegt weiterhin auf US-Aktien, die trotz hoher Bewertungen das beste relative Wachstumspotenzial bieten. Da die Fed weniger Zinssenkungen durchführen könnte als erwartet und auch wegen der insgesamt angespannten Bewertungslage dürften die Unternehmensgewinne in diesem Jahr der zentrale Treiber für die Märkte sein. Die jüngsten Ertragsentwicklungen lassen ein solides Gewinnwachstum erwarten. Innerhalb des Marktes setzen wir unter anderem auf defensive Qualitätsaktien mit stabilen Erträgen sowie auf Finanztitel, die von einem länger anhaltenden höheren Zinsniveau profitieren könnten.
Die Einschätzung für die Aktienregion Europa hat sich verbessert. Trotz struktureller Herausforderungen hat sich das Marktumfeld zuletzt aufgehellt. Zu erwartende fiskalische Lockerungen in Deutschland und eine mögliche geopolitische Entspannung in der Ukraine könnten den europäischen Aktienmarkt kurzfristig stützen. Daher wird die Region auf „Neutral“ hochgestuft. Auch für das Vereinigte Königreich fällt die Einschätzung nun neutral aus. Zwar bleiben die Gewinnrevisionen schwach, doch das britische Pfund hat nachgegeben, was großen multinationalen Konzernen zugutekommen könnte.
Grafik 1: Einschätzung für verschiedene Aktienregionen