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Demografie: wie Deutschland altert

Carsten Roemheld

Carsten Roemheld - Kapitalmarktstratege Fidelity International

Die Bevölkerung in Deutschland überaltert so schnell wie kaum eine andere Nation. Doch wir sterben weder aus, noch brechen uns die Arbeitskräfte weg. Drei Prognose-Charts zur Demografie – und was Bevölkerungsforscher Norbert Schneider dazu sagt.

Werden wir alt und arm? Gehen uns die Arbeitskräfte aus? Und sterben die Deutschen irgendwann aus? Zu diesen Fragen hat Fidelity Kapitalmarktstratege Carsten Roemheld in seinem Podcast Anfang September 2021 ein intensives Gespräch mit Professor Norbert Schneider geführt. Der Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung konnte Entwarnung geben: Wenn wir jetzt den Umbau zu einer alternden Gesellschaft angehen, dann wird uns das lange Leben nicht zur sozialen Last, sondern bietet sogar jede Menge Chancen. 

Ohnehin, so sagt Schneider, sind Warnungen, die mit Begriffen wie Überalterung, Überfremdung oder auch Überbevölkerung einhergehen, unsinnig. Denn sie gehen von einer statischen Normalität aus, die es gar nicht gibt. Im Gegenteil: In allen Ländern dieser Welt steigt der Anteil der alten Menschen. Gerade diese dynamische Entwicklung macht die demografische Entwicklung zu einem Megatrend und erfordert einen Umbau der Gesellschaften, sagt der Experte im Podcast

Zur Ergänzung und Vertiefung des Gesprächs haben wir nachfolgend drei Charts zur Bevölkerungsentwicklung zusammengestellt, die zeigen, wo wir in Deutschland stehen – und was uns in den kommenden Jahren und Jahrzehnten erwartet. Drei Prognosen mit Tiefgang:

Prognose I: Die Mitte altert. Und die Alten.

Wie sich der Altersdurchschnitt in Deutschland entwickelt, erklärt Norbert Schneider so:

„Das Medianalter teilt die Bevölkerung in zwei Hälften: Die eine Hälfte ist jünger als dieses Alter und die andere Hälfte ist älter. Das Medianalter der deutschen Bevölkerung beträgt zurzeit 46 Jahre. Vor 30 Jahren war dieses Alter noch bei 38. Es wird in spätestens zehn Jahren bei 49 Jahren liegen und damit sein Maximum erreichen, sich also in 40 Jahren um zehn bis elf Jahre erhöht haben.“

„Der Anteil der über 85-Jährigen, also der Hochbetagten, lag übrigens im Jahr 1970 bei 0,6 % der Bevölkerung. Derzeit sind es 2,7 %. In den kommenden Jahren wird der Anstieg auf über 4 % weitergehen.“
 

Prognose II: Wir sind und bleiben viele.

Bei in etwa konstantem Geburtenniveau und steigender Lebenserwartung hängt die Bevölkerungszahl der kommenden Jahrzehnte vor allem von Wanderungsannahmen ab. Norbert Schneider sagt dazu im Podcast:

„Derzeit leben etwa 83 Millionen Menschen in Deutschland; so viele wie nie zuvor. Vom Jahr 2020 abgesehen, ist die Bevölkerung seit 2011 kontinuierlich gewachsen und nicht etwa geschrumpft. Das Motiv, dass die Deutschen aussterben könnten, rührt daher, dass die Bevölkerungsvorausberechnungen der späten 1990er und frühen 2000er Jahre noch fälschlicherweise einen Rückgang der Bevölkerung von damals 82 über 75 auf bis zu 60 Millionen errechnet hatten.“
„Das internationale Migrationsgeschehen ist in der Pandemie weltweit deutlich zurückgegangen, vor allem die Arbeitsmigration. Aber wir gehen davon aus, dass der Effekt vorübergehend ist. Und wenn irgendwann diese fürchterliche Pandemie einigermaßen in ihren Auswirkungen hinter uns liegen wird, gehen wir davon aus, dass das Migrationsgeschehen wieder eine ähnliche Dynamik erhält wie zuvor.“

Prognose III: Die Arbeitsleistung bleibt hoch.

Berechnungen des BiB zeigen: Auch wenn die Babyboomer in einigen Jahren aus dem Arbeitsmarkt austreten, wird das gelistete Arbeitsvolumen der erwerbstätigen Bevölkerung bis zum Jahr 2030 nicht signifikant sinken, denn die zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen und das spätere Rentenalter können diese Entwicklung  weitgehend kompensieren. Norbert Schneider erklärt dazu im Podcast:

„Prinzipiell wird die Zahl der Menschen steigen, die künftig Altersrenten beziehen. Gleichzeitig wird die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter aller Voraussicht nach zurückgehen. Das ist das, was oft als Altersquotient bezeichnet wird. Demografisch halte ich davon viel, soziologisch nichts. Denn die Größe einer Bevölkerung oder die Größe von bestimmten Bevölkerungsgruppen in den Altersgruppen sagt nichts über deren Leistungsfähigkeit aus, sagt nichts über deren Strukturprobleme aus, sagt nichts über deren Innovationsfähigkeit aus. Das Denken und das Handeln der Menschen sind entscheidend, nicht ihre Anzahl.“

Trotz Austritt der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt nicht zwingend starker Rückgang bei Arbeitsvolumen
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Geleistete Arbeitsstunden pro Woche (in Mrd. Stunden) in 2004 / 2017 und für verschiedene Szenarien in 2030.
 

Je nach Szenario wird die Gesamtzahl der gearbeiteten Stunden bis 2030 stagnieren oder leicht sinken. Eine Steigerung der Frauenerwerbsbeteiligung und ein weiterer Anstieg der Erwerbsbeteiligung bei Personen über 55 Jahre bieten Potenziale, die durch den Eintritt der Babyboomer in den Ruhestand entstehenden Lücken weitgehend zu schließen.
 

Quelle: https://www.bib.bund.de/DE/Aktuelles/2019/2019-09-26-BiB-Policy-Brief-Analyse-Alterung-und-Arbeitsmarkt.html

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Norbert F. Schneider
Professor für Soziologie und seit 2009 Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden. Lehrt an den Universitäten Frankfurt am Main und Wien. Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und Mitherausgeber mehrerer Zeitschriften und Buchreihen. Er war Mitglied der Expertenkommission zur Erstellung des Achten Familienberichts der Bundesregierung und Mitglied im Demografiebeirat beim Bundesminister des Innern. Gegenwärtig ist er Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Demographie (DGD). Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der Sozialdemografie, der Familiensoziologie und der Migrationsforschung. 

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