Achtung vor „Überstraffung“
Damit allerdings steigt die Gefahr, dass die Fed ihre Rosskur überstrapaziert, ohne es zu merken. Die Notenbank steht vor komplexen Entscheidungen: So können Zinserhöhungen die Inflation möglicherweise weiter bremsen. Zugleich hemmen steigende Zinsen aber auch die Konjunktur, denn teureres Geld verteuert Investitionen. Der Preis, der für den Kampf gegen Inflation gezahlt werden muss, lautet also Wirtschaftsschwäche. Hier das richtige Maß zu finden, ist auch deshalb so schwer, weil sich die Wirkungen einer Zinsänderung erst verzögert entfalten. Das Fenster, um rechtzeitig gegenzusteuern, ist also klein – und die Datenlage schlecht.
In Bezug auf den Arbeitsmarkt etwa müssen sich die Währungshüter größtenteils an rückblickenden Daten orientieren. Offenbart der Arbeitsmarkt erst einmal sichtbare Anzeichen von Schwäche, könnte es für die US-Wirtschaft aber schon zu spät sein. Die realen Zinssätze sind bereits seit einiger Zeit positiv, in Teilen liegen sie schon wieder auf dem Niveau vor der großen Finanzkrise im Jahr 2007.
Zugleich sind viele Marktteilnehmer inzwischen auch deutlich höher verschuldet, schließlich war Geld zehn Jahre lang extrem billig. Höhere Kreditzinsen können sie vermutlich nur über einen begrenzten Zeitraum bedienen – das gilt für Unternehmen, private Schuldner und auch Staaten. Hält die US-Notenbank also an ihrem Kurs fest, bis die Inflation wieder bei zwei Prozent liegt, besteht die Gefahr, dass die harte Landung gar zur Bruchlandung wird.
Inflation drückt Rendite: Prognosen zehnjähriger Durchschnittsrendite nach Inflationsrate