Reflation: Ein zweischneidiges Schwert
Die Markterwartungen für Inflation und Zinsen haben zuletzt stark geschwankt. Diese Veränderungen zeigen, dass die Meinungen über ein Szenario mit steigender Inflation und wirtschaftlichem Aufschwung – oft als Reflation bezeichnet – je nach Sektor und Region variieren.
„Die positiven Effekte durch Steuererleichterungen könnten durch die negativen Folgen steigender Inflation infolge von Handelskonflikten wieder aufgehoben werden“, sagt Robert Glatt, Analyst für den Konsumgütersektor. Dies betreffe jedoch eher den mittelfristigen Ausblick. „Kurzfristig könnten eine verbesserte Verbraucherstimmung und der Wegfall von Unsicherheiten für Aufwind sorgen“, erklärt er.
Alle Analystinnen und Analysten beantworteten die Umfrage, bevor die US-Notenbank Mitte Dezember 2024 ihre höheren Inflationsprognosen veröffentlichte. Dennoch zeichnet sich bereits ab, dass US-zentrierte Unternehmen unter den Auswirkungen von Zöllen auf Preise leiden könnten.
„Zölle werden wahrscheinlich zu Preissteigerungen für Endkunden führen, was sich negativ auf Nachfragemengen auswirkt“, sagt Jonathan Tseng, der Nvidia und andere große Chiphersteller abdeckt. Darüber hinaus bestehe noch das Risiko, dass Beschränkungen für bestimmte Technologieprodukte durch die USA oder China das normale Geschäft beeinträchtigen könnten.
Dass eine lockere Fiskalpolitik, wie sie von der neuen US-Regierung erwartet wird, ihren Preis hat, haben die Finanzmärkte 2025 bereits gezeigt. „Ein 30-jähriger Hypothekenzins von fast sieben Prozent könnte den Immobilienkauf für viele Haushalte erschweren und die Nachfrage belasten“, sagt Bobby Missar, der US-Bauträger beobachtet. Gleichzeitig betont er, dass seine Unternehmen gut aufgestellt seien, um dies mit gezielten Kaufanreizen auszugleichen.
Fazit: Optimismus überwiegt
Fidelity Analystinnen und Analysten sind bekannt für ihre individuellen Betrachtungen zu Branchen und Unternehmen. Daher überrascht es nicht, dass die diesjährige Umfrage unterschiedliche Einschätzungen zu den Auswirkungen der Trump-Regierung enthält und kein einheitliches Bild ergibt. Für US-Unternehmen fällt das Gesamturteil jedoch überwiegend positiv aus: 47 Prozent der nordamerikanischen Analystinnen und Analysten berichteten, dass das Management ihrer Unternehmen optimistisch in Bezug auf Investitionen in den nächsten 12 Monaten sei. Dieser Wert ist dreimal so hoch wie vor einem Jahr.