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Analystenumfrage 2025: KI – der Hype lässt nach

Fidelity

Fidelity - Research team

Künstliche Intelligenz wird die Rentabilität der meisten Unternehmen kurzfristig kaum verändern. Auch wenn mittelfristig eine schöne neue Welt möglich bleibt, erwarten Analysten für das Jahr 2025 erst einmal Ernüchterung.

Wird die künstliche Intelligenz (KI) im Jahr 2025 endgültig die Welt erobern? Unsere Analystinnen und Analysten sagen: So weit ist es noch lange nicht. Im Gegenteil: Unsere jährliche Umfrage zeigt, dass der KI-Hype allenfalls stagniert, teilweise sogar Ernüchterung einkehrt, weil die Kosten den Nutzen übersteigen.
 
Dies zeigt sich zunächst in einem leichten Rückgang des Anteils der Analystinnen und Analysten, die davon ausgehen, dass sich KI in diesem Jahr positiv auf die Rentabilität der Unternehmen auswirken wird. Eine große Mehrheit (72 Prozent) geht inzwischen davon aus, dass KI im Jahr 2025 keine solchen Auswirkungen haben wird.

Die Begeisterung stagniert

Welche Auswirkungen erwarten Sie in den kommenden 12 Monaten durch KI auf die Rentabilität der Unternehmen?

Prozentsatz der Analysten, die auf die Frage „Welche Auswirkungen, wenn überhaupt, wird KI in den kommenden 12 Monaten auf die Rentabilität der Unternehmen haben, die Sie analysieren?“ geantwortet haben. Quelle: Fidelity International. Stand: Januar 2025

Evan Delaney, ein auf Nordamerika spezialisierter Analyst für festverzinsliche Wertpapiere in den Bereichen Telekommunikation, Medien und Technologie, fasst die Lage so zusammen: „KI ist derzeit mehr Modewort als Gewinnbringer.“ Letztlich geht er aber doch davon aus, dass sich KI in diesem Jahr zumindest leicht positiv auf die Rentabilität der von ihm beobachteten Unternehmen auswirken wird. Gründe dafür sieht er vor allem in technischen Fortschritten bei der Automatisierung von Callcentern und bei anderen Kundenservices.

Kundendienstfunktionen und Backoffice-Tätigkeiten dominieren auch anderswo die Beispiele, die unsere Analystinnen und Analysten aktuell anführen, wenn es darum geht, wo die Unternehmen KI bereits produktiv einsetzen. „Alle meine Lohnbuchhaltungsunternehmen sprechen davon, KI-Chatbots hinzuzufügen und HR-Mitarbeiter durch diese zu ersetzen“, sagt beispielsweise Nathan Ha, Aktienanalyst für professionelle Dienstleistungen. „Das werden aber keine bahnbrechenden Veränderungen sein. Ich gehe vielmehr davon aus, dass sich Vorteile im Wettbewerb nach und nach wieder nivellieren.“

Wo künstliche Intelligenz den Unternehmen nützt

In welchen Unternehmensbereichen ergeben sich durch den Einsatz von KI wesentliche Vorteile? 

Prozentsatz der Antworten auf die Frage „In welchen Bereichen können Unternehmen durch den Einsatz von KI wesentliche Vorteile erzielen?“ Mehrfachantworten möglich. Quelle: Fidelity International. Stand: Januar 2025

Ein weiteres Indiz dafür, dass KI nur langsam zu Produktivitätssteigerungen führt: Zwar geben die meisten Analystinnen und Analysten an, dass zumindest einige ihrer Unternehmen Produktivitätsvorteile durch KI verzeichnen können. Die mit Abstand häufigste Antwort lautet allerdings, dass dies aktuell nur auf eine Minderheit der Unternehmen zutrifft. 

KI zeigt erste Wirkungen, aber in geringem Umfang
 

Welcher Anteil an Unternehmen kann Produktivitätsvorteile durch KI erzielen?

Prozentsatz der Analysten, die auf die Frage „Welcher Anteil der Unternehmen, die Sie analysieren, verzeichnet Produktivitätsvorteile durch KI?“ geantwortet haben. Quelle: Fidelity International. Stand: Januar 2025

Auch in der Industrieautomation setzt sich die KI nur zögerlich durch: „Automatisierung ist an Montagelinien bereits weit verbreitet, aber KI wird nur wenig eingesetzt“, berichtet Alan Zhou, Analyst für festverzinsliche Wertpapiere im Automobilsektor in Asien. Seine Einschätzung: „KI kann in der Forschungs- und Entwicklungsphase nützlich sein, um die Produktentwicklung zu beschleunigen, aber bisher scheint das nicht der Fall zu sein.“

Der Fokus auf Automatisierung deutet darauf hin, dass sich einige Technologieunternehmen der Robotik zuwenden, einem Feld, in dem die KI allmählich ausgereift ist. Reggie Pan, ein auf China fokussierter Analyst für den Industriesektor, nennt dies als den wichtigsten Anwendungsfall für KI bei seinen Unternehmen.

Auch über die Branchen hinweg ist das Stimmungsbild gemischt: Andrew Hall, Aktienanalyst für nordamerikanische Lebensmittelhändler, berichtet wiederum, dass seine Unternehmen KI hauptsächlich zur Optimierung von Werbeaktionen und zur Preisgestaltung einsetzen. Er fügt jedoch hinzu, dass es dabei bislang kaum Anzeichen für eine signifikante Veränderung der Effizienz gebe. Ein weiterer Analyst für Konsumgüter des täglichen Bedarfs, Louis Lee, sagt, dass die von ihm betreuten ASEAN-Unternehmen aufgrund der niedrigen Arbeitskosten in der Region kaum Verwendung für KI hätten. Und Sam Heithersay, der australische Metall- und Bergbauunternehmen betreut, berichtet, dass zwar einige der Unternehmen KI einsetzen, um die Produktivität in den Minen zu steigern – etwa durch eine effizientere Nutzung der Stromnetze –, dies aber noch in den Kinderschuhen stecke.

Interessanterweise erwarten mehr Analystinnen und Analysten, dass die Unternehmen ihre KI-Ausgaben in diesem Jahr erhöhen werden, als dass sie davon ausgehen, dass der Einsatz der Technologie deutlich zunehmen wird. Eine Interpretation: Softwareanbieter integrieren zunehmend nur noch KI-Funktionen mit begrenztem Umfang in bestehende Produkte, um dann zusätzliche Funktionen für Preiserhöhungen zu nutzen. Das Klischee aus Zeiten der Goldgräberstimmung kommt einem in den Sinn, als vor allem die Anbieter von Spitzhacken und Schaufeln profitierten, während viele Goldgräber mit leeren Händen zurückkehrten, egal wie beeindruckend ihre neu erworbenen Werkzeuge auch waren. Der bisher vielleicht erfolgreichste Anwendungsfall von KI ist also die Kanalisierung neuer Geldströme in die Kassen von Technologieunternehmen.

Die Kosten steigen stärker als der Nutzen 

Erwarten Sie, dass die Unternehmen in den kommenden 12 Monaten die Nutzung beziehungsweise die Ausgaben für KI maßgeblich steigern werden?

Prozentsatz der Analysten, die auf die Fragen „Erwarten Sie, dass Unternehmen den Einsatz von KI in den kommenden 12 Monaten maßgeblich steigern werden?“ und „Erwarten Sie, dass Unternehmen die Ausgaben für KI in den kommenden 12 Monaten erhöhen werden?“ geantwortet haben. Quelle: Fidelity International. Stand: Januar 2025 

Eine weitere Erklärung dafür, dass die KI-Ausgaben im Jahr 2025 voraussichtlich höher sein werden als die Nutzung, liegt in der Forschung und Entwicklung. Es überrascht nicht, dass IT-, Finanz- und Kommunikationsdienstleistungs-Unternehmen derzeit die größten KI-Wetten abschließen. Tatsächlich arbeiten wir auch bei Fidelity an KI-Lösungen, um die Geschwindigkeit und Qualität unserer Erkenntnisgewinne zu verbessern – etwa durch den Einsatz der Technologie zur Erstellung einfacher Modelle, zur Unternehmensbewertung, zur Grundlagenforschung und zur Unterstützung bei der Analyse von Kennzahlen. 

Technologie, Finanzen und andere Branchen wetten auf KI

Erwarten Sie, dass die Unternehmen in den kommenden 12 Monaten die Nutzung beziehungsweise die Ausgaben für KI maßgeblich steigern werden?

Prozentsatz der Analysten, die auf die Fragen „Erwarten Sie, dass Unternehmen den Einsatz von KI in den kommenden 12 Monaten maßgeblich steigern werden?“ und „Erwarten Sie, dass Unternehmen die Ausgaben für KI in den kommenden 12 Monaten erhöhen werden?“ geantwortet haben. Quelle: Fidelity International. Stand: Januar 2025 

KI-Investoren brauchen Geduld

Deutlich mehr Analystinnen und Analysten erwarten, dass sich KI in den nächsten fünf Jahren positiv auf die Rentabilität von Unternehmen auswirken wird als bereits in den kommenden zwölf Monaten. Investorinnen und Investoren, die auf große Durchbrüche bei der KI und auf bahnbrechende Anwendungsfälle warten, müssen sich also in Geduld üben. Das größte Potenzial scheint dabei mittelfristig im Gesundheits- und Finanzsektor zu liegen, mit Anwendungsfällen wie der medizinischen Bildgebung, der Rationalisierung von Medikamentenentwicklung und Verkaufsprozessen, der Vergabe von Krediten, der Bonitätsbewertung sowie Backoffice- und Callcenter-Anwendungen.

Geduld gefragt

Welche Auswirkungen durch KI erwarten Sie in den kommenden fünf Jahren auf die Rentabilität der Unternehmen?

Prozentsatz der Analysten, die auf die Frage „Welche Auswirkungen, wenn überhaupt, wird KI in den kommenden fünf Jahren auf die Rentabilität der Unternehmen haben, die Sie analysieren?“ geantwortet haben. Quelle: Fidelity International. Stand: Januar 2025. 

Rückenwind durch Technologie

Der KI-Hype war einer der Hauptgründe für den rasanten Kursanstieg der Technologieaktien im vergangenen Jahr. Wenn der Sektor seine vollmundigen Versprechungen nicht einlöst, schwächt das die Argumente für weitere Gewinne. Vorerst scheinen die Aussichten noch positiv: „Der Technologiesektor hatte ein starkes Jahr. Zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich keinen starken Katalysator für einen Rückgang der Bewertungen“, sagt Clare Coleman, Aktienanalystin für Software- und Internetunternehmen im asiatisch-pazifischen Raum außerhalb Chinas und Japans. „Entscheidend für die Branche wird sein, die aktuelle Gewinndynamik aufrechtzuerhalten und die Konsenserwartungen zu erfüllen. Der Sektor ist insgesamt hoch bewertet. Aber es gibt immer noch Unternehmen mit einem starken strukturellen Wachstum, die das Marktwachstum übertreffen werden. Dort erscheint das Risiko-Ertrags-Verhältnis immer noch angemessen.“

Bewertungen laufen auseinander

Sind die Bewertungsunterschiede zwischen den Unternehmen zum Jahreswechsel hoch, mittel oder niedrig? 

Prozentsatz der Analysten, die auf die Frage „Sind die Unterschiede in den Bewertungen zwischen Ihren Unternehmen zum Jahresbeginn 2025 hoch, mittel oder niedrig sind?“ mit „Hoch“ geantwortet haben. Quelle: Fidelity International. Stand: Januar 2025

Insgesamt geben mehr als ein Viertel der Analystinnen und Analysten (28 Prozent) an, dass derzeit große Unterschiede bei den Bewertungen der Unternehmen bestehen. Im Gesundheitswesen und im Technologiebereich ist der Anteil der Analystinnen und Analysten, die große Bewertungsunterschiede sehen, am höchsten.

„Es gibt sehr große Unterschiede zwischen hochwertigen und minderwertigen Titeln“, sagt Matthew Bowles, Aktienanalyst im Bereich Informationstechnologie mit Schwerpunkt auf der EU. „Für Small Caps ist es immer noch schwierig, da die meisten Endkundenmärkte weiterhin Schwäche zeigen oder sich nach Covid noch immer in einer Korrekturphase befinden.“

Fazit:

Die großen KI-Hoffnungen werden sich nicht alle kurzfristig erfüllen, die Ernüchterung mit Blick auf produktive Anwendungsfelder wächst. Die Technologieunternehmen profitieren aber mittelfristig nach wie vor von den hohen Erwartungen. Auf kurze Sicht ist zu bedenken, dass nach Ansicht unserer Analystinnen und Analysten viele andere Faktoren im Jahr 2025 die Rentabilität von Unternehmen beeinflussen werden. KI gehört dabei noch nicht zu den dominierenden Faktoren. Investorinnen und Investoren sollten bei der Anlage in Branchen, die langfristig das größte Potenzial für KI aufweisen, auch angesichts der höchst unterschiedlichen Bewertungen sehr selektiv vorgehen.

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Stand, soweit nicht anders angegeben: Januar 2025. MK16802