Solange noch nicht entschieden ist, ob die eingeleiteten Konjunkturmaßnahmen die makroökonomischen Herausforderungen bewältigen können, erwartet weniger als die Hälfte der China-Analystinnen und -Analysten (44 Prozent), dass die Margen der Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten moderat steigen werden. Weitere 44 Prozent gehen von gleichbleibenden Margen aus, während 11 Prozent eine moderate Verschlechterung prognostizieren. Zum Vergleich: In anderen Teilen Asiens erwarten 56 Prozent der Befragten eine Verbesserung der Ertragslage, in Japan gehen sogar 67 Prozent von einem moderaten Anstieg der Vorsteuererträge beziehungsweise EBITDA-Margen aus.
„Das Management von inländisch ausgerichteten Unternehmen wird erst mehr investieren, wenn die Geschäftsdynamik an Fahrt gewinnt“, sagt Aktienanalyst Teddy Gao, der sich auf Small-Caps spezialisiert hat. „Gleichzeitig werden exportorientierte Firmen ihre Investitionsausgaben erhöhen, um Produktionskapazitäten aus China zu verlagern.“ Damit bleibt die Situation ähnlich wie im Vorjahr: Mehr als die Hälfte der Analystinnen und Analysten (56 Prozent) gibt an, dass das Vertrauen in die von ihnen analysierten Managementteams in etwa gleich geblieben ist. Nur 28 Prozent sagen, dass die Führungskräfte optimistischer werden.
Hoffnungsträger in schwierigen Zeiten
Dennoch gibt es zahlreiche Signale aus verschiedenen Bereichen, die Anlass zur Hoffnung geben.
So dürften sich die Fundamentaldaten chinesischer Medizintechnikunternehmen im laufenden Jahr allmählich verbessern, ist Duanting Zhai, Aktienanalystin mit Fokus auf den Gesundheitssektor, überzeugt. Die Unternehmen würden vom Eintauschprogramm profitieren. Am wichtigsten sei, argumentiert Zhai, dass heimische Unternehmen ihre Technologie schnell modernisieren und die Lücke zu internationalen Wettbewerbern schließen. Dies werde ihnen langfristig helfen, Marktanteile zu gewinnen.
Außerdem stehen Dividenden und Aktienrückkäufe wieder zunehmend auf der Agenda der Unternehmen. Aktien von Unternehmen mit stabilen Erträgen und steigender Dividendenausschüttung werden sich als besonders vielversprechend erweisen, wenn sich die Konsumnachfrage langsam erholt, sagt Alex Dong, Aktienanalyst mit Schwerpunkt auf Basiskonsumgüter-Unternehmen.
Rund 60 Prozent der China-Analystinnen und -Analysten erwarten, dass die Unternehmen ihre Dividendenzahlungen in diesem Jahr moderat erhöhen werden. Das wäre mehr, als für das restliche Asien ohne China und Japan prognostiziert wird (38 Prozent). Dennoch bleiben die Erwartungen hinter Japan zurück: Dort rechnen 90 Prozent der Analystinnen und Analysten mit Erhöhungen – der höchste Anteil weltweit.
Angesichts drohender US-Handelssanktionen hat China die Unterstützung für die inländische Halbleiterindustrie verstärkt, um die Chipproduktion unabhängiger zu machen. Lokale Hersteller von Halbleiteranlagen erzielen Fortschritte bei der Entwicklung anspruchsvoller Maschinen, mit denen sie selbst fortschrittliche Chips produzieren können.
„Chinesische Ausrüster können mit den führenden Unternehmen aus den USA und Japan noch nicht mithalten“, sagt Allen Yang, Aktienanalyst mit Schwerpunkt auf Halbleitern. „Doch aufgrund geopolitischer Entwicklungen ersetzen chinesische Chiphersteller westliche Zulieferer zunehmend durch heimische Alternativen. Ich sehe daher großes Potenzial dafür, dass Ausrüster aus dem Inland ihre Umsätze steigern können.“
Eine weitere interessante Entwicklung ist die Expansion chinesischer Unternehmen ins Ausland. Chinas führende Batteriehersteller und Automobilzulieferer haben Fertigungsanlagen im Ausland errichtet, um Chancen im Zuge der Elektrifizierung und der Digitalisierung besser nutzen zu können, erklärt Autoanalyst Tse.
„Chinesische Unternehmen investieren hohe Summen in Forschung und Entwicklung. Außerdem macht das Land den größten Markt für Elektrofahrzeuge aus und die Unternehmen haben den besten Zugang dazu – das wird ihnen helfen, ihre technologische Führungsposition zu halten und ihren Wettbewerbsvorsprung gegenüber der internationalen Konkurrenz weiter auszubauen“, sagt er. „Selbst wenn protektionistische Maßnahmen im Ausland die Kosten steigern sollten, werden chinesische Zulieferer mit dominanten Marktanteilen in der Lage sein, diese Kostensteigerungen an ihre Kunden weiterzugeben.“
Fazit
Es wird noch einige Zeit dauern, bis sich Chinas Wirtschaft vollständig erholt hat. Doch auch in dieser herausfordernden Phase gibt es indes Unternehmen, die sich als widerstandsfähig erweisen. Sie dürften von den umfassenden Konjunkturmaßnahmen besonders profitieren – und könnten sogar gestärkt aus der Situation hervorgehen.