Die Telekommunikationsbranche in den USA hat lange Zeit geschwächelt. Nun steigt die Nachfrage nach Glasfasertechnik und die Stimmung hellt sich auf.
Die US-Telekommunikationsbranche hat es nicht leicht. Ihr eilt der Ruf voraus, langsam und schwerfällig zu sein, zudem gilt das Geschäftsfeld als überaus kapitalintensiv. Vor allem das Verlegen von Glasfaserkabeln in Privathaushalte ist derzeit kostspielig: Bis zu 1.500 US-Dollar kostet der Glasfaseranschluss bis ins Haus, der Anschluss für jede Kundin und jeden Kunden kostet dann jeweils noch einmal 600 US-Dollar.
Wie schwierig das alles zu finanzieren ist, zeigt eine Reihe von Negativbeispielen aus den vergangenen Jahren: So musste das Unternehmen Frontier Communications im Jahr 2020 ein Chapter-11-Insolvenzverfahren überstehen, auch Lumen Technologies konnte seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen und musste im November vergangenen Jahres seine Schulden umwandeln und sich sanieren. Selbst die größten Telekommunikationsunternehmen des Landes hielten sich daher zuletzt mit Investitionen in Glasfaserkabel zurück, zumal sich die Renditen oft als enttäuschend niedrig erwiesen.
Erholung in Aussicht
Doch nun zeichnet sich eine Trendwende ab. Die Nachfrage nach Glasfaserkabeln steigt, viele Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich schnelleres Internet in den eigenen vier Wänden. Auch Unternehmen, die zunehmend mit künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen arbeiten, benötigen Kabelverbindungen mit hoher Bandbreite und Geschwindigkeit. Auch wenn der Cashflow vieler Glasfaserunternehmen weiterhin unter Druck steht, gilt die Technologie langfristig als zukunftssicher, kostengünstig im Betrieb und einfach aufzurüsten, wenn die Kabel erst einmal verlegt sind.
All dies machte die Glasfaserunternehmen zu attraktiven Kaufobjekten für größere Marktakteure. Hinzu kam ein Markttief in den Jahren 2022 und 2023, als die Unternehmen starke Wertverluste hinnehmen mussten. Das Verhältnis zwischen Gewinn und Unternehmensbewertung brach damals im Durchschnitt um den Faktor fünf bis sechs ein. Dies hat bereits im vergangenen Jahr zu einigen großen Übernahmen geführt, und es besteht durchaus Potenzial für eine weitere Konsolidierung. So kündigte beispielsweise Bell Canada im vierten Quartal 2024 an, Ziply Fiber zu übernehmen. Verizon plant, Frontier für 20 Milliarden US-Dollar zu erwerben. Diese Übernahmen haben den Weg für weitere Transaktionen geebnet. Jedes Glasfaserunternehmen, das noch nicht Teil eines größeren Konglomerats ist, gilt inzwischen als potenzieller Übernahmekandidat.
Erleichternd kommt für die Branche hinzu, dass sich auch die Rahmenbedingungen verbessert haben: Am Markt ist reichlich Kapital verfügbar und mit dem neuen Vorsitzenden der Federal Communications Commission ist ein weiterer Republikaner ins Amt gekommen, der für Deregulierung steht. All das deutet darauf hin, dass sich das Umfeld für neue Aufkäufe noch einmal erheblich verbessert.
Das deckt sich auch mit Einschätzungen aus der Vergangenheit: Wir waren stets der Meinung, dass der breite Markt die Bewertungen von Glasfaserunternehmen zu pessimistisch eingeschätzt hat. Im vergangenen Jahr haben beispielsweise die unbesicherten Anleihen von Uniti stark an Wert gewonnen. Auch wenn sie starken Preisschwankungen unterworfen waren, zeigt sich hier ein breiter liegender Trend, der frühere Einschätzungen bestätigt.
Fazit: Annäherung an die neue Realität
Lange Zeit schwächelte die Telekommunikationsbranche in den USA. Steigende Nachfrage nach Glasfaser und wachsendes Vertrauen in die Zukunftssicherheit der Technologie beflügeln die Branche nun wieder. Zudem wollen die großen Konglomerate kleinere Glasfaserunternehmen übernehmen, was bereits im vergangenen Jahr zu einer Preisrally geführt hat. Wir gehen davon aus, dass sich die Bewertungen in diesem Jahr wieder stärker den Fundamentaldaten der Unternehmen annähern werden.