Veraltete Technologie und die Auslagerung von IT-Know-how könnten Japans Wirtschaft im Jahr 2025 Milliardenverluste bescheren. Das wiederum könnte längst überfällige Modernisierungen vorantreiben und IT-Dienstleister zu den großen Gewinnern machen.
Japan gilt als Pioniermarkt der Robotik. Doch gleichzeitig hält das Land der Faxgeräte an der Vergangenheit fest. Während der weltweit größte technologieorientierte Venture-Capital-Fonds in Japan beheimatet ist, investieren viele regionale Unternehmen vor Ort bislang kaum in Technologie. Auch die Cloud-Nutzung liegt weit hinter den Standards in den USA oder Europa zurück. Japans digitale Rückständigkeit könnte die Wirtschaft im Jahr 2025 bis zu 12 Billionen Yen, rund 77 Milliarden US-Dollar, kosten.
Strukturelle Herausforderungen, moderne Lösungen
Das Digitalisierungsdefizit Japans ist tief in der Struktur vieler Unternehmen verankert. Denn im Gegensatz zu anderen Industrienationen haben japanische Firmen IT-Projekte häufig an sogenannte Systemintegratoren ausgelagert, die diese wiederum an Subunternehmer weitergaben. Dieses Modell, das die Konzerne kurzfristig entlasten sollte, hat inzwischen die Kosten langfristig erhöht, denn es hat internes Know-how ausgehöhlt und zugleich zu einem Flickwerk bei IT-Systemen geführt.
Nun zeichnet sich eine Trendwende ab. Genau jene IT-Dienstleister, die den Fortschritt oft gebremst haben, könnten von der neuen Aufholjagd am meisten profitieren. Denn Unternehmen, die ihre veralteten Systeme erneuern wollen, wenden sich wieder verstärkt an IT-Dienstleister. Die treten nun zunehmend als Berater auf, bieten umfassende Lösungen an und haben dadurch einen hervorragenden Zugang zu den obersten Managementebenen.
Große und kleine Gewinner
Der Fachkräftemangel bleibt eine der größten Hürden bei der Transformation. Bereits 2019 warnte Japans Regierung, dass dem Land bis zum Jahr 2030 rund 800.000 IT-Spezialistinnen und -Spezialisten fehlen könnten. Viele Projekte verzögern sich aufgrund von fehlendem qualifizierten Personal. Steigende Löhne treiben die Kosten weiter in die Höhe, wovon wiederum größere Anbieter profitieren, die diese Kosten leichter an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben können.
Große Unternehmen und die öffentliche Hand tragen die finanzielle Hauptlast der verzögerten Digitalisierung. Auch das ist ein Vorteil für größere Dienstleister, die über die Ressourcen und die Kapazitäten verfügen, auch umfangreichere Projekte zu stemmen. Gleichzeitig lohnt es sich, kleinere und spezialisierte Unternehmen im Auge zu behalten, die durch Innovationen und Übernahmen für Investorinnen und Investoren attraktiv werden könnten.
Mit innovativen Ansätzen könnten die kleineren Akteure sogar schneller wachsen als die etablierten großen Anbieter. Simplx beispielsweise, ein Spezialist für Handelssysteme im Finanzmarkt, hat durch den Aufbau einer digitalen Beratungseinheit in den letzten fünf Jahren eine jährliche Wachstumsrate von 32 Prozent erzielt – ein Tempo, von dem größere Unternehmen nur träumen können. Ein finanzielles Engagement in solche Unternehmen wird entscheidend sein, um von den Chancen im IT-Sektor zu profitieren. Sie dürften zu den größten Gewinnern einer Transformation gehören, die Japans digitale Landschaft in den kommenden Jahren prägen wird.
Fazit: Zeit für den digitalen Sprung
Japans Wirtschaft steht an einem entscheidenden Punkt der digitalen Transformation. Veraltete Strukturen und fehlende Fachkräfte bremsen die Digitalisierung, während der Modernisierungsdruck steigt. Der sich abzeichnende Wandel bietet daher große Chancen. Gefragt sind nicht nur etablierte große IT-Dienstleister, sondern auch kleinere aufstrebende Spezialisten. Wer auf Japans digitale Zukunft setzt, könnte am Ende belohnt werden.