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Analystenumfrage 2024: Stimmungshoch in Japan

Miyuki Kashima & Yi Hu

Miyuki Kashima & Yi Hu - Head of Investments, Japan; Investment Writer

Japan ist auf dem besten Weg, seine jahrzehntelange Deflation zu überwinden. Diese hatte die Wirtschaft zuvor stark belastet. Unsere Analystenumfrage zeigt: Das Land befindet sich in Aufbruchstimmung

Japan dürfte 2024 zum Hoffnungsträger der Weltwirtschaft werden. So lautet zumindest die Prognose unserer Expertinnen und Experten, die Unternehmen der Region analysieren. Sie sind überzeugt: In Japan gibt es sektorübergreifend reichlich Grund für Optimismus.

Das Umsatz- und Gewinnwachstum dürfte jede andere Region in den Schatten stellen. Besonders zuversichtlich zeigte sich unser Analystenteam mit Blick auf die Gewinnmargen, die sich deutlich ausweiten dürften. 

Weiter vorwärts

Japan ist laut Umfrage auch im Hinblick auf eine Reihe weiterer Kriterien führend: Investitionsausgaben, Kapitalrenditen, Dividendenerhöhungen und die Weitergabe von Kosten an Verbraucher. Darüber hinaus spricht einiges dafür, dass sich das Land in diesem Jahr in der Expansionsphase des Konjunkturzyklus befinden wird.  

Für einen großen Teil dieses Optimismus gibt es einen einfachen Grund. Die japanische Wirtschaft hat mehr als zwei von Rezession und Stillstand geprägte Jahrzehnte überwunden. Nach einer Ära zäher Deflation gibt es vielversprechende Anzeichen für Preisanstiege in größerem Maßstab. Während die Inflation in den letzten Jahren einem großen Teil der Welt Kopfzerbrechen bereitet hat, kommt sie Japan derzeit sehr gelegen.

„Letztes Jahr schmälerte die Kosteninflation die Gewinne von Medizintechnikherstellern, doch jetzt sind die Unternehmen in der Lage, höhere Kosten an ihre Kunden weiterzugeben“, sagt Aki Takaesu, Analystin für das Gesundheitswesen. Darüber hinaus seien wichtige Komponenten nun weniger knapp, wodurch sich die Gewinnaussichten für die Unternehmen weiter verbessern.

Starker Kontrast zur letzten Prognose

Der Optimismus steht im Kontrast zur erhöhten Vorsicht, die in unserer letzten Analystenumfrage Anfang 2023 zum Ausdruck kam. Damals gab circa ein Drittel der befragten Analystinnen und Analysten an, dass die Geschäftsleitungen der von ihnen betreuten Unternehmen im Jahr 2023 kein Gewinnwachstum erwarten würden. Nun scheint sich das Blatt gewendet zu haben und die Prognosen gehen von steigenden Gewinnen aus. Gleiches gilt für Umsätze, Gewinnmargen und Investitionen in Japan, die in der letzten Analystenumfrage von deutlich niedrigeren Erwartungen geprägt waren.

Inflationsdruck besser verkraftbar

In den nächsten zwölf Monaten erwarten unsere Analystinnen und Analysten in Japan eine höhere Kosteninflation als in jeder anderen Region. Gleichzeitig sind sie aber überzeugt, dass japanische Unternehmen am ehesten in der Lage sind, Kostensteigerungen an ihre Kundschaft weiterzugeben. Damit ist Japan die einzige Region, in der alle Befragten zumindest eine teilweise Kostenweitergabe für möglich halten. 

Die meisten japanischen Unternehmen erlebten keine Gegenreaktion, als sie 2023 – in vielen Fällen zum ersten Mal seit vielen Jahren – die Preise erhöhten. Bisher zeigten sich die Verbraucherinnen und Verbraucher des Landes tolerant gegenüber moderaten Preissteigerungen, wodurch die japanischen Unternehmen die Kosteninflation leichter verkraften konnten.

Sektorübergreifendes Wachstum 

Im Hinblick auf Gewinnprognosen sind sich unsere Analystenteams in Japan einig. Die Geschäftsleitungen der von ihnen betreuten Unternehmen erwarten allesamt steigende Gewinne in den nächsten zwölf Monaten. Das ist eine wesentlich bessere Bilanz als in vielen anderen Regionen. In China gehen 42 Prozent der dort zuständigen Fidelity-Expertinnen und Experten nach Gesprächen mit dem Management von keinem Gewinnwachstum aus. In Europa sind es 24 Prozent.

„Das starke Umsatzwachstum im IT-Sektor wird Unternehmen zu verdanken sein, die wegen des anhaltenden Arbeitskräftemangels und der niedrigen Cloud-Nutzung in Japan ihr IT-System verstärkt modernisieren“, sagt Noriyuki Takizawa, Analyst für die Bereiche Software und IT-Dienstleistungen. Zudem stütze sich die Zuversicht der Geschäftsleitungen in diesem Sektor auf gut gefüllte Auftragsbücher, die zu einem Auftragsüberhang geführt hätten – ein klares Expansionssignal.

Dieses Expansionssignal lässt sich in Japan in allen Bereichen beobachten: 88 Prozent der Analystinnen und Analysten prognostizieren, dass sich ihre Sektoren in zwölf Monaten in einer Expansionsphase befinden werden. Dies ist der höchste Prozentsatz aller Regionen. Weltweit erwarten nur 61 Prozent der Befragten Ende 2024 eine Expansionsphase.

Darüber hinaus scheinen die japanischen Unternehmen einen äußerst geringen Kapitalbedarf zu haben, was teilweise auf erhebliche Barbestände zurückzuführen ist. Im Durchschnitt gehen unsere Analystinnen und Analysten in Japan davon aus, dass sich nur zwei Prozent der von ihnen betreuten Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten Finanzmittel beschaffen müssen. Zum Vergleich: In China sind es 45 Prozent und in Europa 27 Prozent.

„Die meisten der von mir analysierten Unternehmen verfügen über Barmittel und erwirtschaften solide Cashflows“, sagt Healthcare-Analystin Takaesu. Im Vergleich zu ihren Investitionstrends der Vergangenheit, würden sie kaum große Investitionen planen. 

Risikofaktor Geopolitik 

Trotz der positiven Stimmung heben die Umfrageergebnisse ein Risiko für japanische Unternehmen deutlich hervor: das geopolitische Umfeld. Die Analystinnen und Analysten schätzen die Auswirkungen internationaler Spannungen pessimistischer ein als Befragte aller anderen Regionen.

„Der Streit zwischen China und den USA um Halbleiter kann die von mir analysierten Unternehmen, von denen viele Grundstoffe für Halbleiter produzieren, dazu zwingen, ihre Produktionsstandorte mit zusätzlichen Investitionsausgaben zu diversifizieren“, meint Grundstoffanalystin Muljadi. Im schlimmsten Fall würden sie sich für eine Seite entscheiden müssen. Das berge wiederum das Risiko, den Umsatzstrom von der anderen Seite zu verlieren.

Dem Analysten Daichi Ban zufolge könnten japanische Autohersteller mit höheren Kosten konfrontiert sein, wenn die USA auf eine stärkere Lokalisierung der Autoproduktion drängt. Ähnlich brisant wäre es, wenn China im Zuge der Handelskonflikte den Export von Grundstoffen beschränken würde, die für die Herstellung von Elektrofahrzeugen unerlässlich sind.

Fazit

Alles in allem sticht Japan weiterhin als Volkswirtschaft hervor, die überwiegend von der Inflation profitiert, statt unter ihr zu leiden. Unseren Umfrageergebnissen zufolge wird sich dies über das gesamte Anlagejahr 2024 fortsetzen.

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Stand, soweit nicht anders angegeben: Januar 2024. MK16171