Zeit kostet Geld – denn unaufhaltsam nagt die Inflation an der Kaufkraft. Die Folge: In 40 Jahren haben sich die Lebenshaltungskosten voraussichtlich mehr als verdoppelt. Heute unter 30-jähigen droht im Alter also ein teures Erwachen. Das ist nicht neu. Doch wer weiß wirklich, was das konkret heißt?

Ein Blick auf die gesetzliche Rente ist ein Blick in eine höchst ungewisse Zukunft. Wer bis zu seiner Rente 45 Jahre lang durchgehend ein durchschnittliches Jahresgehalt verdient – laut Deutscher Rentenversicherung sind das derzeit rund 44.000 Euro brutto – den erwarten nach aktuellem Stand gerade mal 1.769 Euro Rente im Monat¹. Und wie sich die gesetzliche Rente weiterentwickelt, ist völlig offen. Politische Debatten um eine große Reform des Systems, in das Jahr für Jahr mehr Steuern fließen, laufen seit vielen Jahren.

Schon das, was heute im Ruhestand dabei rumkommt, ist nicht gerade üppig. Und davon müssen Rentner dann auch noch Steuern zahlen und Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung. Realistisch betrachtet dämpft aber ein weiterer Faktor die Rentenaussicht noch mal kräftig: Die Inflation. Denn selbst eine begrenzte Inflation von zwei Prozent bedeutet: In vier Jahrzehnten werden sich die Preise für Essen, Strom, Wohnen usw. mehr als verdoppelt haben. Das entspricht einer Teuerung von etwa 80%.

Im Jahr 2064, also in 40 Jahren, hätte die derzeitige Durchschnittsrente von 1.769 Euro bei zwei Prozent Inflation pro Jahr auf das heutige Niveau umgerechnet nur noch eine Kaufkraft von etwa 801 Euro².

Anders gesagt: Diese Rente müsste in 40 Jahren 3.906 Euro betragen, damit man sich damit in Zukunft noch dasselbe leisten kann wie die heutigen Rentner. Doch das ist aus heutiger Sicht nicht wahrscheinlich. Demnach wächst für Menschen, die heute um die 40 oder jünger sind, die Rentenlücke drastisch – und die private Vorsorge muss entsprechend mehr leisten.

Manch einer träumt davon, sich in 40 Jahren einen Lebensstandard gönnen zu können, der einem Geldwert von heute 3.000 Euro im Monat entspricht.

Wer so denkt, der bräuchte in 40 Jahren über 6.624 Euro pro Monat. Ganz schön viel Geld – das gewiss nicht aus staatlichen Kassen fließen wird.

Wir sind also gut beraten, uns in Sachen Altersvorsorge nicht auf unsere Intuition zu verlassen, sondern die Fakten zu prüfen. Das gilt auch für die steigende Lebenserwartung, mit der auch der Finanzierungsbedarf nach Renteneintritt immer weiter ansteigt.

Das hat einen einfachen Grund. Das menschliche Gehirn ist nicht besonders gut darin, sich so etwas vorzustellen. Wir verstehen zwar, was es bedeutet, wenn uns jemand jedes Jahr 200 Euro schenkt. Was es aber bedeutet, wenn unser Vermögen jedes Jahr zwei Prozent an Wert gewinnt oder verliert, oder wie Zinseszinsen funktionieren, das gehört in den Bereich des exponentiellen Denkens. Und darauf ist unser Gehirn auf geradezu tragische Weise schlecht eingestellt.

Menschen, die 1997 geboren sind, haben bereits eine statistische Lebenserwartung von bis zu 90 Jahren, je nach Berechnungsgrundlage und Geschlecht. Das bedeutet: Wer einmal mit 70 Jahren in Rente geht, sollte für mindestens 20 Jahre Ruhestand finanziell vorgesorgt haben – und den Geldwertverlust bereits in jungen Jahren berücksichtigen: bei der Berechnung der Rentenlücke genauso wie beim privaten Vorsorge-Bedarf.

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